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Schwulenmagazin

■ Neues Männermagazin vom anderen Ufer / 'Rosa Flieder‘ und 'Siegessäule‘ gleich 'magnus.‘ / Auflage: 15.000

Ein neues Herrenmagazin, vor allem für jene vom anderen Ufer, kommt zum 1.Oktober bundesweit in die Kioske. Ganz traditionsbewußt - und in modischer Kleinschreibung mit Punkt - nennt sich das Magazin 'magnus.‘, in Erinnerung an die Urmutter der deutschen Schwulenbewegung, den Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld. Das 84-Seiten -Magazin - „schwul, selbstbewußt, selbstverständlich“, so die Eigenwerbung - ist entstanden aus der brüderlichen Vereinigung der beiden Bewegungsblätter 'Rosa Flieder‘ aus Nürnberg und 'Siegessäule‘ aus Berlin. Zwei lange Jahre sammelten die 'magnus.'-Initiatoren in der schwulen Gemeinde - Schwulenfeste überwiesen ihren Überschuß, Mitglieder der Gruppe „Homosexualität und Kirche“ spendierten eine Gottesdienst-Kollekte und eine schwule WG reichte gar ihre Kaution gleich weiter, die ihnen der Vermieter beim Auszug zurückzahlte -, bis sie die ehrgeizige Summe von 100.000 Mark für den Start zusammen hatten.

Mit schwulenbewegter Vergangenheit will die neue Zeitschrift, die sich überzeugend abhebt von den traditionellen Homo-Magazinen mit Pin-up-Fotos, Prominenten -Klatsch und Diskriminierungs-Larmoyanz, auch die junge Generation erreichen: „Sicherlich ist der Bezug zur Geschichte und den aktuellen Diskussionen und Aktionen der Bewegung unser wichtigstes Standbein, da haben wir ganz wichtige Verpflichtungen, die wir eingehen“, so Andreas Maydorn, Kulturredakteur des neuen Kollektivs mit Sitz in Berlin, „aber natürlich spiegelt sich in unserem Blatt auch die neu herangewachsene Schwulengeneration wider, für die Schwulsein viel selbstverständlicher ist und die von Beginn an weniger Schwierigkeiten haben, sich zu zeigen.“

Schlichtes Mitteilungsblatt der Bewegung will man aber auf keinen Fall sein, alles, was in den Gruppen und Initiativen passiert, soll dokumentiert und kritisch begleitet werden. Nicht ganz ohne Stolz und hoffnungsfroh wird im Editorial der ersten Ausgabe weiter ausgeführt, welche Aufgaben sich das Blatt stellt: „Damit wir unsere Geschichte(n) nicht länger mühsam aus diversen anderen Zeitschriften zusammenlesen müssen. Damit wir die schwulenrelevanten Themen unseres Lebens und unserer Zeit selbst beschreiben. Damit wir für die Vielfalt unseres schwulen Lebens und Liebens ein Forum haben. Angemessen, eindeutig und anspruchsvoll.“

Auch die Marktchancen betrachten die 'magnus.'-Macher mit viel Optimismus. Schon 1.641 Abonnenten sind in der Kartei, nachdem sich das Projekt zum diesjährigen CSD-Fest mit einer Nullnummer der Öffentlichkeit vorgestellt hatte. „Auch die Nachfrage der Händler ist schon beachtlich“, meint Peter Stratmann von der Redaktion, deshalb habe man mit der Startauflage von 15.000 nicht zu hoch gegriffen. Auch vor großen Anzeigenkunden kennt man keine Angst und voerst keine ideologischen Bedenken: „Wenn zum Beispiel die Deutsche Bank bei uns inserieren will und dabei den Bezug zur Zielgruppe herstellen kann, warum nicht?“ erläutert Maydorn.

Das für Schwule bedeutungsvolle Thema Aids findet im Heft seinen gebührenden Platz. Der für jedes Heft vorgesehene 'Aids-Report‘ „will naturwissenschaftlich-medizinische und sozialwissenschaftliche Informationen zu Aids allgemeinverständlich und aktuell präsentieren“.

Elmar Kraushaar

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