: Buntgefiederte Liebhaber-Show
■ In Halle 3 der Stadthalle versammelte sich am Wochenende preisgekröntes und vulgäres Federvieh
Die ersten Blicke nach dem Eintritt in die Kulisse lautstarken Zwitscherns, Scharrens und Flatterns heften sich auf das schüchterne Paar Schnurrbärtchen in Voliere zweiundzwanzig. Gut für Gesellschaftsanlagen geeignet, behauptet der angeheftete Info
Zettel.
Doch weiter zieht es die Besucherin vom Mittelbeo: talentierter Sprecher und Imitator, geringe Reproduktionsrate, zumHalsbandsittich (Psittula kramerl kramerl).
Haben wir die lautstarken Guayaquil-Sittiche hinter uns gelassen, treffen wir auf den einzigen Freigänger und die erklärte Attraktion der Schau: Groß und blau thront er auf der Schulter seines Eigners: DerHyazinthara: bedroht durch die Abholzung der Regenwälder.
Links von uns nun die Allerschönsten ihrer Art. Der Beste der Ortsschau der Gattung Nymphensittich, Grau (sehr gut, Silber) in Käfig Nr.1, scheint sich nicht allzuviel aus seinem Ruhm zu machen; wie auch seine Kumpels der Ränge zwei und drei klettert er etwas gereizt auf seinem Stängchen herum. Dabei hat er doch allen Grund zum Stolz. Kandidat in Käfig Nr. 4 ist schließlich nur Gut, dessen Nachbar:Gut, Haube! und der letzte Kandidat leider nur Befriedigend, der arme Vogel. Aber einer muß nun mal der Letzte sein, also weiter gehts.
Wir kommen zu Meyer's Papagei( Polcephaius meyerl) den aber ein Herr Gauhl sein eigen nennt und schließlich (etwas grau unter all den farbenprächtigen Ausländern) zum Dompfaff, Erlenzeisig, Birkenzeisig und last not least zum Stieglitz. Nebenan der Masken
karningimpel, Unterart des Hausgimpels, ein zurückhaltendes, eher scheues Tier, das zu erwerben ist. Genau wie nebenan der Wellensittich (DM 15), der Gloster (kein Apfel, darum DM 30) und der Kanarienfife für runde DM 40. Unverkäuflich hingegen sind die Waldohreule, die Schleiereule und der Waldkauz, die sich ohnehin wenig werbewirksam und außerordentlich mißmutig in die finstersten Ecken ihrer Wochenendbehausung zurückgezogen haben.
Herr Arnold Mahlstedt, Artenschutzbeauftragter und Ausstellungsleiter des Vereins Bremer Vogelliebhaber e.V., erläutert die Ambitionen seines Vereins
und dieser Ausstellung. Es geht um artgerechte Haltung der Flieger und um deren Nachzucht, um Wildfänge überflüssig zu machen. Alle ausgestellten Vögel sind der Stolz der privaten Vereinsmitglieder, die sich dem Vogel- und Naturschutz verschrieben haben. Vom Vogel reicht die Palette ihrer Schützlinge bis zum Lurch und der Fledermaus. Zahlreiche Informationstafeln zu Gärtnern ohne Gift und Der Gartenteich durchsetzen die Ausstellung der gefiederten Freunde. Verhaltenes Zwitschern verabschiedet die erwachende Vogelfreundin, die der dicken Dohle an der Tür noch freundschaftlich zuzwinkert.
Kerstin Dreyer
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