: Tao nicht in die Kirche
■ Kölns Superintendenten haben was gegen die „Tao des Hörens„-Tournee von J.-E. Berendt und M. Vetter
Der frühere Hörfunk-Redakteur Joachim-Ernst Berendt, Sohn aus einem evangelischen Pfarr-Haushalt und bekannt durch seine Jazz-Bücher, zieht seit einigen Jahren für das Ohr durch die Lande. „Gegen die Hypervisualität“, sagt er, und gegen die absurde Fernsehgesellschaft will er für das „edelste Organ“ des Menschen trommeln. „Werde ganz und gar eins mit dem Ton. Höre ihn in jeder Zelle deines Körpers. Höre die Fülle der Obertöne, die er entfaltet - eine Glocke von Tönen auf Dich herabregnend. Laß den Ton durch Deinen Körper wandern...“, so will Berendt zusammen mit dem Oberton -Sänger Michael Vetter auf Tornee gehen - in 12 Städten ist die „Nada Brama Soiree“ zwischen dem 2. und 27.10. angekündigt. „Das Ohr hat die Fähigkeit, die Schöpfung 'Welt‘ als göttliches Musikstück zu hören“, und davon wollen Berendt und Vetter eine Kostprobe geben.
In Köln und Düsseldorf flog Berendt bei der Kirche heraus, geschlossene Mietverträge für Kirchenräume wurden fristlos gekündigt. „Die Veranstaltung läßt sich mit den Überzeugungen und Glaubenseinstellungen der evangelischen Kirche nicht in Einklang bringen“, sie habe „eindeutig hinduistischen, jedenfalls nicht christlichen Hintergrund“, heißt es in der Begründung des Anwalts Kock der Kölner Superintendenten.
Berendt weiß zwar, daß die Evangelische Kirche etwas gegen ihn hat, seitdem er für das Bhagwan-Buch über Heraklit das Vorwort schrieb. Und weil es für ihn neben Jesus Christus auch andere Weise gibt: Plotin, Bettina von Arnim, Rainer Maria Rilke und Hazrat Inayat Khan, Rudolf Steiner und andere. Die zitiert er an seinem Nada-Brama-Abend. Sektenwesen? „Das Christentum hatte die größte Kraft, als es selber Sekte war“, erinnert Berendt. Und bei dem „Tao des Hörens“ geht es nicht um Religion, sondern um das Hören.
Ironie des Schicksals: Während die West-Kirche ihn rauswarf, war Berendt in die DDR - auf Einladung der Kirche Brandenburg. Dort sollte er vor Diakonen und in verschiedenen Gemeinden Vorträge halten.
Klaus Wolschner
In Düsseldorf (15.10.) wird die Nada-Brama-Soiree nun im Audi Max der Universität stattfinden, die anderen Stationen sind Heidelberg (8.), Bremen (9.), Münster (12.), Hamburg (14.), Freiburg (22.), Freiburg (27.)
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