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Norwegens nächste Regierung wacklig

Bürgerparteien einigen sich auf Programm für Regierung / Gebraucht wird Hilfe von rechtsaußen  ■  Aus Oslo Reinhard Wolff

Knapp drei Wochen nach den Parlamentswahlen in Norwegen einigten sich die drei bürgerlichen Parteien, Konservative, Zentrum und Christliche Volkspartei, auf ein gemeinsames Koalitionsprogramm. Zur Ablösung der amtierenden sozialdemokratischen Regierung Brundtland benötigen die drei allerdings die Unterstützung der rechtsextremen Fortschrittspartei von Carl I. Hagen, an der jedoch nicht gezweifelt wird. Der Wechsel in Oslo soll auf dem Wege eines für Ende Oktober erwarteten Mißtrauensvotums über die parlamentarische Bühne gehen - „falls Frau Brundtland jetzt nicht umgehend freiwillig zurücktritt“, verkündete der bürgerliche Kandidat für das Ministerpräsidentenamt, Jan P. Syse, nach der Einigung der künftigen Koalitionspartner in der Nacht zum Montag.

Gro Harlem Brundtland hat bereits klargemacht, daß sie das nicht tun wird. Sie will es offensichtlich auf eine Abstimmung ankommen lassen, bei der dann eine mögliche neue Regierung von Anfang an mit dem Makel behaftet wäre, eine von Carl I. Hagens Gnade zu sein. Dieser hatte schon unmittelbar nach der Wahl zugesagt, bei einem Sturz Fortsetzung auf Seite 2

Brundtlands sei auf die Fortschrittspartei zu rechnen. Wenn aber die bürgerliche Regierung mehr als nur

eine Eintagsfliege werden will, müßte sie angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Storting, dem Osloer Parlament, nicht nur bei der Ministerpräsidentenwahl, sondern bei jeder wichtigen Abstimmung auf die Rechtsaußenpartei zählen können. Und das wird sich Carl I. Hagen ohne Zweifel „bezahlen“ lassen. Da sich aber die bürgerlichen Koalitionspartner bei der Frage einer solchen stillschweigenden Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen gerade nicht einigen konnten - das Zentrum lehnt das Programm von Carl I. Hagen ab-, sind Kon flikte vom ersten Tag an program miert.

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