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Donnerstag/Sonnabend/Sonntag

Wer kennt folgende amerikanische Definition von Glück? Es ist: Erfolg zu haben und dazu einen guten Freund, dem's dreckig geht. So zynisch das auch klingt, das neue Hörspiel von Vaclav Havel bestätigt leider, wie universal und eben nicht ausschließlich kapitalistisch dieser Wunsch nach Bestätigung des eigenen Glücks durch die neidvollen Augen eines Zukurzgekommenen ist. Havels Hörspiel Die Vernissage ist ein Stück über die Flucht von enttäuschten, resignierten Intelligenzlern in den Snobismus: auch dies kein ausschließlich tschechisches Problem! Das Ehepaar Vera und Michael hat sich mit dem herrschenden Regime arrangiert. Jetzt kommt der Moment, an dem zum Wohlstandserfolg noch die zusätzliche Bestätigung gebraucht wird. Ein alter Freund, der verfehmte Schriftsteller Ferdinand, muß herhalten. Seine Anwesenheit (und die hoffentlich neidvollen Augen) sind als Krönung einer Wohnungseinweihung - der Vernissage - des Opportunisten-Ehepaars geplant. Sie legen Ferdinand ihr Lebenskonzept dar, versuchen sogar, ihn zu einem Kompromiß mit der Macht zu verlocken. Denn seine Bekehrung würde ihre feigen Entscheidungen absegnen. (HR2, 20.30 Uhr)

Auch das weitere Programm bleibt literarisch. Wir schalten von der tschechischen Avantgarde zur vorderen Front der westdeutschen Szene: Botho Strauss, der diesjährige Büchner -Preisträger, ist Gegenstand einer Sendung des Bayerischen Rundfunks. Strauss, der zu Anfang seiner Karriere der Kritiker liebstes Kind war, wird nach Auffassung des BR -Autors Manfred Seiler zur Zeit mit ungerechten Verrissen gestraft. Und das, so Seiler, obwohl das literarische Werk von Strauss sich nicht verändert hätte. Vielleicht liegt gerade hier der Hase im Pfeffer?! Denn die Zeiten ändern sich ja bekanntlich - und die künstlerischen Bedürfnisse auch! Mal hören, ob die Sendung über Leben und Schreiben des Botho Strauss weitere Erkenntnisse bringt. Wem seine Stimme leihen? (Bayern 2, 22.05 Uhr) Sonnabend

Sie existiert seit fünfzehn Jahren - die Reihe Transit -Kultur in der DDR. Damals war Transit ein Dorn im Auge der „offiziellen“ DDR; eine Reihe heftiger Angriffe gegen Redakteur Karl Corino belegen das. Die Wogen haben sich inzwischen geglättet, seitdem die HörerInnen hier wie da erkannt haben, das diese Kultursendung des Hessischen Rundfunks nicht vom Konzept des Kalten Krieges geleitet wird, sondern wirklich um eine möglichst objektive und umfassende Berichterstattung bemüht ist. Daß Kunst und Politik in bestimmten Situationen bisweilen schwer zu trennen sind, wird jedoch momentan fast bei jedem Theaterbesuch in Ost-Berlin deutlich. Anstoß erregt die Sendung oft ungewollt immer noch. Transit ist bis heute die einzige Sendung in der Bundesrepublik, die regelmäßig einmal im Monat über Kultur und Kulturpolitik der nun zu Ende gehenden Ära Honeckers berichtet. Sie ist, wie immer, zusammengestellt und moderiert von Karl Corino, heute um 17.05 Uhr auf HR 2 zu hören. Sonntag

Der SFB probt den Aufstand. Zumindest auf dem Hörspielplan! Hörspielmotto des Monats Oktober ist das revolutionäre Thema Auflehnung. Als erstes Exponat steht Sartres Drama Schmutzige Hände auf dem Plan. Wie wir alle wissen, variiert das Stück die Problematik der politischen Entscheidungsfreiheit am Beispiel eines politischen Mordes... Karl Peter Biltz führt als Regisseur den Aufstand im Studio durch. (SFB 1, 21.05 Uhr)

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