Bush: Keine US-Beteiligung am Putschversuch

Scheitern löst US-Debatte über Rolle der GIs aus / Senatoren wollen, daß US-Truppen in Panama künftig direkt eingreifen  ■  Aus Washington Rolf Paasch

General Manuel Noriega hält die USA in Atem. Nach seinem erneuten Überleben eines gegen ihn gerichteten Coups aus den Reihen der panamaischen Streitkräfte, muß sich die US -Administration langsam vorkommen wie Dr. Frankenstein, dessen Monster jeglichen Steuerungs- oder Zerstörungsversuchen widersteht. Quicklebendig erschien Noriega am Dienstag abend auf den panamaischen Fernsehschirmen und warf den USA vor, mit diesem von ihr angezettelten Putschversuch, den von Präsident Carter verhandelten Vertrag zur Übergabe des Panamakanals torpedieren zu wollen. Der von Major Moises Geraldi angeführte Coup als US-Operation? Dagegen hatte Präsident George Bush schon am Nachmittag Reportern erklärt: „Da kann ich euch sagen, das ist nicht wahr.“ Gewußt von dem geplanten Sturz Noriegas, den sich ein US-Richter in Florida schon seit zwei Jahren wegen Drogenhandels auf die Anklagebank wünscht, hatten amerikanische Geheimdienstkreise allerdings sehr wohl. Unklar ist nur, wie ernst US-Stellen in Panama nach häufigem blinden Alarm die Nachricht über einen bevorstehenden Coup diesmal genommen hatten.

Er möchte überhaupt einmal wissen, so erklärte der Vorsitzende des US-Geheimdienstausschusses, Senator David Boren, ob die 12.000 US-Truppen am Kanal für solche Fälle eigentlich einen Einsatzplan hätten. „Wenn wir die Bevölkerung Panamas auffordern gegen Noriega auf die Straße zu gehen, dann haben wir auch die moralische Verpflichtung, in einem solchen Fall zu helfen.“ Und auch sein rechter Senatorenkollege Jesse Helms, schon immer ein Mann der schnellen Lösungen, konnte offenbar nicht mit ansehen, daß die nur wenige Meilen entfernten US-Truppen dem mißglückten Putsch eben tatenlos zusahen. Helms brachte gleich eine Senatsvorlage ein, die Präsident Bush dazu ermächtigen soll, Noriega und seine Mannen mit Gewalt aus dem Amt zu heben und vor ein US-Gericht zu zitieren. „Dies käme“, so der entsetzte liberale Senator Joe Biden, „einer Kriegserklärung gleich.“

Was allen politischen Akteuren in Washington, von den rechten Haudegen über die Bush-Administration bis hin zu liberalen Senatoren allerdings gemeinsam ist, ist ihre Ratlosigkeit in Anbetracht der politischen Zählebigkeit jenes Generals, den Außenminister George Schultz den Panamesen aller politischen Überzeugungen noch 1984 als „neue Gelegenheit zum Fortschritt und zur nationalen Entwicklung“ angepriesen hatte. Damals paßte die Skrupellosigkeit des Generals eben noch wunderbar in die Zentralamerika-Politik der Reagan-Administration.