: Pasok ist Zielscheibe der Presse
Griechenlands konservative Zeitungen schreiben Bakoyannis-Attentat der Pasok zu Die Sozialisten sprechen von schmutziger Propaganda / Konservative Nea Demokratia hält sich zurück ■ Aus Athen Robert Stadler
Von den Attentätern im Mordfall des griechischen Abgeordneten Pavlos Bakoyannis, der in der vergangenen Woche von der „Revolutionären Organisation 17. November“ auf offener Straße erschossen wurde, fehlt bisher jede Spur. Die Athener Tagespresse spürte indes bereits „Schuldige“ auf: Hinter dem „17. November“ stehe die „Panhellinische Sozialistische Bewegung“, die Pasok; die Zeitung 'Ethnos‘ ortete auf der Titelseite sogar den Mörder ganz genau: den Schauspieler und Autor Periklis Korovesis. Auch Mikis Theodorakis meldete sich nach dem Anschlag zu Wort und behauptete, den „moralischen Urheber“ für den Mord an Bakoyannis zu kennen. Er wies dabei, ohne einen Namen zu nennen, eindeutig in Richtung Andreas Papandreou.
Im Zusammenhang mit den Polizeiermittlungen wurde die Wohnung eines engen Mitarbeiters von Papandreou, Michalis Ziangas, durchsucht. Eine Athener Tageszeitung hatte von Waffen berichtet, die dort angeblich versteckt seien. Gefunden wurde jedoch nichts und Ziangas klagte wegen Verleumdung.
Nicht zum ersten Mal wird von Teilen der konservativen Presse der Versuch unternommen, die Pasok als heimlichen Auftraggeber des „17. November“ zu diffamieren. Auf die dadurch entfachte öffentliche Diskussion reagierte die Organisation in ihrem letzten „Manifest“: „Wir sehen schon voraus, daß das Zusammenfallen unseres Anschlags mit der Überantwortung Papandreous an ein Sondergericht einigen Blättern ein Vorwand sein wird zu behaupten, hinter unserer Organisation verberge sich die Pasok.“ Seit Jahren geistert die Vorstellung durch die Presse, daß die Pasok „Terroristen“ schütze wie auch Vermutungen, hinter den „Terroristen“ steckten die Sozialisten. Außerdem stützen sich derartige Überlegungen darauf, daß noch kein Mitglied des „17. November“ gefaßt werden konnte.
Aus dem Zusammenhang gerissen lassen sich einige Passagen aus den Manifesten des „17. November“ als Pasok-freundlich interpretieren. Auch die Tatsache, daß der „17. November“ im Jahre 1981, nach dem Wahlsieg der Sozialisten für zwei Jahre seine Aktivitäten einstellte, diente einigen als Anhaltspunkt für diese „Theorien“. Der Faden wird bis in die Zeit der Diktatur zurückverfolgt: Die von Papandreou im Ausland kontrollierte „Panhellenische Befreiungsbewegung“ (PAK) habe nach der Gründung der Pasok 1974 ihr Dogma vom bewaffneten Kampf zur Umgestaltung des Systems in Griechenland nicht aufgegeben. „Illegal“ operiere sie innerhalb der Partei weiter, und der Kopf des „17. November“ rekrutiere sich aus ihren Reihen, so der Tenor.
Als Reaktion auf diese Spekulationen sprach die Pasok von „schmutziger Propaganda“, und KP-Chef Charilaos Florakis sagte: „Niemand darf eine Verbindung zwischen dem Attentat und einer politischen Partei, wie die Pasok eine ist, herstelllen.“ Politiker der konservativen Nea Demokratia enthielten sich der Stellungnahme zu den Vorwürfen gegen die Pasok, die in ND-nahen Medien veröffentlicht wurden. In ihren Reihen diskutiert man vor allem die Möglichkeiten einer Terrorgesetzgebung. Sollte sie bei den Wahlen die absolute Mehrheit erlangen, denkt sie an Verschärfungen nach dem Vorbild Italiens oder der BRD.
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