: 's neue Lähm (Teil V)
■ Heute: Der neue Job oder Hoch die internationale Gewerkschaftssolidarität
Was der Ex-Thüringer Walter Vogelsang in seiner neuen Heimat Bremen erlebt, dokumentiert die taz in einer kleinen Serie im Original-Ton.
DGB Bremen: Deutscher Gewerkschaftsbund, Bommert.
Walter Vogelsang: Guden Tach, hiers Vochelsang. Ich wolld mich mal erkundschen. Mer sin jedz seid 14 Tachen in Bräm. Und weilsch driem scho in der Gewergschaft agdiv war - ich war zweeter FDGB-Gewergschafdssegredär im Bezirg Halle. Un jedz wolldsch ma frochen, ob der DGB mich da übernähmen gönnde, daßsch wieder bein Gewergschafdn Arbeid kriesche.
Ja, das macht bei uns aber der Landesbezirk Hannover. Wir haben hier keine Personalabteilung.
Da müßdsch midn Underlachen nach Hannover fahrn? Ob im Oochenblig ierberhaubt was frei is bei Ihnen, genn Se mer nich sachen. Nich daßsch da völlsch umsonst hinfahre.
Also, wie gesagt, das ist in Hannover, in der Dreierstraße 6.
Gannsch da vorher mal anrufen?
Ja, Momentchen. Das ist Vorwahl 0511/126010. Da müßten Sie die Personalabteilung verlangen.
Vielen Dang, ich versuchs emol da.
(Vogelsang wählt erneut)
Deutscher Gewerkschaftsbund.
Gudn Tach, hiers Vochelsang. Ich ruf aus Bräm an. Ich hab hier grad bein Brämer Kollechen angerufn, weilsch mich mal erkundschen wollde, ob Se mich nich übernähm wolln, weilsch driem ooch schon als Gewergschaftssegredär tätsch war.
Ja, da müßten Sie vielleicht morgen noch einmal anrufen. In der Personalabteilung ist im Moment keiner da. Morgen hätten Sie die vielleicht schon mal mehr Glück.
Bei Ihnen gansch mich wohl nich berwerm?
Ich kann Ihnen da jetzt keine genau Auskunft geben. Aber wenn Sie das schriftlich machen, bekommen Sie auf jeden Fall Bescheid.
Vielen Dang ooch, ich ruf dann morchen wieder an.
(Am nächsten Tag. Wieder sagt Vogelsang sein Sprüchlein auf. Diesmal landet er an der richtigen Adresse, in der Personalabteilung des DGB Niedersachsen/Bremen, Herrn Volz)
Ja, da würd ich doch sagen, wir sollten uns mal zusammensetzen und uns unterhalten. Sie rufen jetzt aus Bremen an?
Ja, müßdsch nach Hannover gomm?
Also, am 31. Oktober bin ich sowieso in Bremen. Ich bin ja für den gesamten Bereich Niedersachsen/Bremen zuständig.
Und da gäb's evendell 'e Schongs, daß mich der DGB übernimmt?
Ja. Da könnten wir uns am 31. dann drüber unterhalten. Das ist überhaupt kein Problem. Da müßten wir dann mal darüber unterhalten, was Sie so gemacht haben.
Also, ich war stellverdredender Gewerkgschafdssegredär im Bezirg Halle und hab da sehr erfolchreich gerarbeided. Also, 's Blansoll hadden de Kollechen under mir immer übererfülld. Nu habsch boß de Zeugnisse driem gelassen. Des war mir doch zu risgand. De Ordn, die häddsch noch. Ich hädd da zum Beispiel de Ehrenblagedde von jungn Bioniern Ernst Dählmann. Nu weeßsch nadürlich nisch, ob Sie damid was anfangn genn.
Ich kann im Augenblick nicht sagen, ob wir in Bremen etwas für Sie haben. Das ist ja auch für uns eine neue Situation. Wir haben ja für Beschäftigte bei uns, die politische Sekretärarbeit machen, also in Führungspositionen sind, eine eigene Ausbildung über zwei Jahre, und anschließend werden die Kollegen dann in feste Beschäftigungsverhältnisse als Organisationssekretäre übernommen. Und später schließt sich dann die Laufbahn Kreisvorsitzender und entsprechende Vorstandsbereiche an.
Ach, wern die nich gewähld?
Naja, wir haben zwei Bereiche, einmal hauptamtliche, die nicht im Wahlamt sind, und andere, die in ihre Funktionen hineingewählt werden, also z.B. der geschäftsführende Bundesvorstand, an der Spitze Ernst Breit, die werden natürlich gewählt. Aber die einzelnen Rsesorts sind ja in Fachabteilungen aufgeteilt, und die werden nicht mit Wahlpersonal ausgestattet. Also, ich würd das jetzt alles mal durchprüfen wollen und mich auch mit unserem DGB -Bundesvorstand in Verbindung setzen, um das auch mal auf dieser Ebene abzuklären. Wir hattn bislang noch nicht den Fall, daß jemand in der DDR Gewerkschaftsarbeit gemacht hat und nun bei uns nachfragt.
Ja, na machn mer alles weidere mündlich?
Gut, dann sehen wir uns am 31. Oktober, sagen wir um 11 Uhr dreißig. Das machen wir so, wir verabreden uns am besten im Gewerkschaftshaus in Bremen.
Brima, kommsch am 31. büngtlich vorbei.
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