: Scheidung auf Deutsch
Herr BRD hat sich vor nun über 40 Jahren von Frau DDR scheiden lassen; Ursachen waren ständige Streitereien um die Haushaltskasse und Erziehungsfragen bezüglich der Kinder. Herr BRD verließ sein Weib ziemlich unversorgt, drückte sich um Schulden aus gemeinsamer wilder Zeit und verlangte für seine spärlichen Unterhaltszahlungen stets ein vergewaltigendes Maß an Zuwendungsbereitschaft seiner Verflossenen.
Wirtschaftlich machte Herr BRD nach der Scheidung eine phänomänale Karriere. Frau DDR bemühte sich nach Kräften mit Heimarbeit, bastelte viel mit ihren vaterlosen Kindern und verteilte die kleinen Gewinne penibel und gerecht; da die Gewinne klein und die Kinder zu viele waren, konnte niemand so recht zufrieden sein.
Nun entdeckte Herr BRD, daß er eigentlich der Vater dieser Kinder sei - er dachte an seine vernachlässigte Altersversorgung - und sprach: „Kinder kommet zu mir, da wird es euch wohlergehen!“ Mutter DDR weinte bittere Trägen, als einige Kinder die Trauben des Vaters für die süßesten hielten und sich ihm zuwandten. Selbst der alte Rechtsanwalt Specht konnte hier nicht mehr vermittelnd dazwischentreten.
Als sich der Vater von den entmutternden Kindern so geliebt fühlte, konnte er gar nicht mehr genug kriegen und er dachte an den Charme seines alten Weibes. Und ohne mit der Wimper zu zucken, forderte er mit Nachdruck die Rückkehr der Verflossenen ins gemeinsame Bett. Frau DDR schrillte: „Vergewaltigung!“ und holte das große lange Messer aus dem Küchenschrank.
Wie die Geschichte weiterging? Nun ja, es wurde ein großes klassisches Familiendrama, das erst sein Ende fand, als sich die Kinder (von Papa und Mama) von ihrer Familiengeschichte lossagten und ihre eigenen Wege gingen.
Helmut, Berlin 61
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