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Brasiliens einziges AKW stillgelegt

■ Präsidentschaftskandidat der Grünen erwirkte Gerichtsbeschluß gegen Angras I / Das Atomkraftwerk war wegen technischer Probleme seit 1985 bereits 22mal stillgelegt worden

Rio de Janeiro (afp) - Eine Richterin in Brasilien hat aus Sicherheitsgründen die vorläufige Stillegung des einzigen Atomkraftwerks im Lande angeordnet. Auf Antrag des grünen Präsidentschaftskandidaten Fernando Gabeiro entschied sie am Samstag, das Kraftwerk „Angra I“, das 20 Prozent des Stroms im Bundesstaat Rio de Janeiro produziert, stelle eine akute Gefahr für die umwohnende Bevölkerung dar. „Angra I“ muß von Montag an den Betrieb solange einstellen, bis die Betreibergesellschaft die von Experten ermittelten technischen Mängel behoben hat und ein Evakuierungsplan für Notfälle vorliegt.

Das Urteil stützt sich auf ein Gutachten von zwei Physikern, die Rost und Risse am Dampfgenerator des Kraftwerks festgestellt hatten. Schwere Bedenken erhoben die Fachleute auch gegen den Umgang der Betreiber mit radioaktiven Abfällen. Das Wasserbecken, in dem die verbrauchten Brennstäbe zwischengelagert werden, sei zu klein, um eine wirksame Gewähr gegen die Gefahr der Überhitzung und einer unkontrollierten nuklearen Kettenreaktion zu bieten. Die Beschäftigten des AKW sseien außerdem radioaktiver Verseuchung ausgesetzt, wenn sie beim Verlassen des Zwischenlagers die Schutzkleidung wechselten. Das vom US-Konzern Westinghouse gebaute „Angra I“ mußte seit seiner Einweihung im Jahr 1985 bereits 22mal wegen technischer Probleme stillgelegt werden. Die Betreibergesellschaft kündigte Berufung gegen das Urteil an.

Der Präsidentschaftskandidat der brasilianischen Grünen Gabeira, der den Gerichtsbeschluß beantragt hatte, gehörte in den sechziger Jahren der Stadtguerilla an. Nach seiner Verhaftung 1969 wurde er ein Jahr später zusammen mit anderen politischen Gefangenen im Austausch gegen den entführten deutschen Botschafter Ehrenfried von Holleben freigepreßt.

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