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Teerhof-Kulturdrittel - geschrumpft, aber real

■ Planungen für Kulturforum vom dem Beirat Neustadt gebilligt / 300.000 Mark Unkosten jährlich sollen durch Gastronomie teilfinanziert werden

Wieder ging es um das „kulturelle Drittel“ auf dem der Weserinsel Teerhof. Das Kulturdrittel war eine Konzession des SPD-Senats im Wahlsommer 1987, die den Wind aus den Segeln des grün-alternativ entfachten Unmuts in die der SPD -Fregatte umleiten sollte. Der grüne Unmut hatte statt der Möchtegern-Schickimicki-Wohnbebauung eine Kulturinsel gewollt. Das kulturelle Drittel, nach der Wahl schrumpfungsbedroht, war dem dem Ortsamtsbeirat Neustadt -Woltmershausen am 17. Nov. 88 aber von Bildung-Wissenschaft -Kunst-Senator Horst-Werner Franke fest in dreierlei Gestalt zugesagt: Weserburg als Museum für zeitgenössische Kunst, Kulturwerkstatt - mittlerweile als „Haus am Deich“ am Neustädter Weserufer abgewandert und von ersten KünstlerInnen bezogen - und Kulturforum/Gästehaus der Universität.

Gegen die Verdächte, das kulturelle Drittel sei geschrumpft oder Hirngespinst traten Stadtbauplanungsamts-Lührs, BiWiKU -Senators Herlyn und baubeauftragter Architekt Schomers Dienstagabend im Beirat Neustadt an.

Ja, gestand Stadtplanungs-Lührs zu, das jetzt für das Kultur

drittel rückgekaufte Areal sei kleiner als das ursprünglich dafür vorgesehene. Aber der Rückkaufvorbehalt - das gesamte Gelände war zwischendurch an die Teerhof GmbH verkauft gewesen - für die Grundstückscheibe (westlich vom Kulturforum/Gästehaus) sei ja „schon früh gefallen“. Die Frage von Beiratsmitglied Albers (SPD), wieviel Wohneinheiten dafür mehr entstehen, beantwortete er - „ist nicht der Maßstab“ - nicht.

BiWiKu-Senators Vertreter Herlyn versicherte: „Das Kulturdrittel ist kein Hirngespinst mehr, es ist reale Planung.“ Bis Ende 1990 soll die Weserburg (Westzipfel) zum Museum umgebaut sein. Wenn die anschließenden doppelten Wohn/Geschäftszeilen fertig sind, bis 1992, wird das Uni -Gästehaus, auf dem altstadtzugewandten Nordufer gebaut, ihm durch eine Brücke verbunden auf der Südseite das Kulturforum. Zwischen Kulturforum und dem letzten, verkürzten Wohnblock liegt, was ehemals als „Piazetta“ an der Tiefgarage berühmt wurde: ein offenerPlatz, auch für kulturelle Zwecke. Der Anfang der Tiefgarageneinfahrt ist nun nach Osten in den Bereich der Seeversicherungsbörse verlegt

worden. Sie wird nun die „Piazza“ unbehelligt lassen, dafür müssen die Architekten sehen, wie sie sie mit dem Kulturforum versöhnen. Unter dem soll sie nämlich in die Tiefe führen. Die 1200 des Forums außen Glas und roter Backstein, sollen frei für Rockkonzerte, Podien, Ausstellungen, Feten oder Kongresse sein, mit einem Veranstaltungsaal mit 500 Plätzen und drei von

der Renaissance inspirierten Galerien, zweigeschossigem Ausstellungsraum, zwei Konferenzräumen, Restaurant.

Die für Forum und Gästehaus veranschlagten 12 Mill. sollen mischfinanziert werden: von Bund, Stadt, Teerhof GmbH und Spendern. Die Stadtgemeinde als Bauherrin soll die fertigen Bauten Trägermeinschaften für Uni und Forum übergeben. Für das Kul

turforum soll eine Nutzer-GmbH aus „potenten Trägern“ (Herlyn) gebildet werden, vielleicht, aber nicht bestimmt aus Bremer Union, Sparkasse, BiWiKu, Uni. Deren Geschäftsführer soll beraten werden von einem Programmbeirat. Welche (auch sicher möglichst potenten) KulturträgerInnen da hineinkommen, ist noch offen. BiWiKu will 50.000 DM jährlich für die Betriebskosten zu

schießen und 150.000 fürs Programm. Die geschätzten 300.000 Mark Unkosten sollen auch aus Gastronomie und evtl. Vermietung aufgefangen werden.

Des Beirates Bedenken, die Schrumpfung des Kulturdrittels betreffend, waren zum Schluß “ aufgelöst“ (Ortsamtsleiter Rosebrock). Planänderung und Forumskonzept wurden einstimming befürwortet.

Uta Stolle

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