piwik no script img

Kröning: Besser geht es nicht

■ Weser-Stadion soll privatisiert und renoviert werden / Chance für Fan-Projekt

Objekt privat-staatlicher Begierde Foto: Wolfram Steinberg

Das Bremer Theater ist eine GmbH, die Stadthalle ist eine GmbH, die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft ist eine GmbH, warum soll das Weser-Stadion eigentlich von der Stadt Bremen betrieben werden? Diese Frage stellte sich Sportsenator Volker Kröning, nachdem der Bremer Senat ausgerechnet im Sommer 1988, nach Werders Meisterschaft, bei Krönings Enthaltung festgestellt hatte, daß ein weiterer Ausbau des Stadions zwar erforderlich, aber nicht finanzierbar sei. Im November, immerhin, hatte Kröning die Kollegen Senatoren soweit, daß sie sich einer Renovierung vor 1992 nicht mehr grundsätzlich widersetzten. Bedingung: Das ganze solle privatwirtschaftlich organisiert werden.

Nach fast einjähriger Planung glaubt Volker Kröning, „das beste denkbare Modell“ erarbeitet zu haben. Künftig, so der Plan, soll eine „Sport und Freizeit GmbH“ das Weserstadion betreiben. Da aber kaum ein Privatier zu finden sein wird, der Geld in ein baufälliges Fußballstadion steckt, wird die Stadt Bremen 100 prozentiger Gesellschafter der GmbH sein.

Was macht den Unterschied, ob die Stadt Bremen oder eine GmbH im Besitz der Stadt Bremen für 28,6 Millionen eine neue Südtribüne baut? Zunächst einmal wird der löchrige Bremer Haushalt nicht weiter strapaziert. Lediglich 3,5 Millionen Mark, die sowieso für eine Renovierung der baufälligen Tribüne ausgegeben werden müßten, werden aus der Staatskasse finanziert. Den Rest soll sich die GmbH bei Werder (1,75 Mio), dem Bund (1 Mio für eine neue Leichtathletikhalle) dem Betreiber der Gastronomie (2,3 Mio) und auf dem Kreditmarkt besorgen (20 Mio). Die Abfinanzierung geht dann allerdings teilweise wieder auf Kosten der Staatskasse von sich. So soll der Wirtschaftssenator aus dem Topf „Stärkung der oberzentralen Funktion Bremens“ jährlich bis 800.000 Mark und Werder 300.000 Mark bezahlen. Der Rest soll aus Einnahmen aus dem Stadionbetrieb, wie Werbe-und Mieteinnahmen abfinanziert werden. Kröning hofft sogar, daß sich mit der GmbH über neue Aktivitäten im Weserstadion mittelfristig Geld verdienen läßt.

Sein mit der Senatskanzlei, dem Bau-, Wirtschafts-und vor allem Finanzsenator abgestimmtes Konzept, hat Kröning mit ein paar Details versüßt. So soll in der Leichtathleitikdiaspora Bremen ein Bundesstützpunkt für Sprint-und Sprungdisziplinen entstehen. und: Der gastronomische Betrieb soll die Attraktivität der Weserpromenade steigern. Eine Bremer Brauerei soll bereits Interesse angemeldet haben.

Weitere Köder: Nach langem Gerangel könnten sowohl das Werder Fan-Projekt, als auch das park&ride-Sytem finanziell dauergesichert werden. Entsprechende Vorlagen der Ressorts Soziales und Inneres liegen vor.

hbk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen