: CDU kritisiert Kulturetatkürzung
■ Heute berät der Hauptausschuß über Sparmaßnahmen von 0,3 Prozent
Bevor heute im Hauptausschuß des Abgeordentenhauses der Kulturetat beraten wird, riefen gestern der ehemalige CDU -Kultursenator Volker Hassemer sowie dessen Parteikollege und Kulturausschußvorsitzender Dieter Biewald noch schnell zu einer Kulturkrisenpressekonferenz. Denn schließlich drohe mindestens die „Katastrophe der Vernachlässigung der kulturellen Infrastruktur“ inklusive des „Verlustes des kulturellen Gedächtnisses der Stadt“ (Hassemer), wenn - wie zu erwarten - der Kulturetat für 1990 tatsächlich um 0,3% auf 573,6 Millionen Mark gekürzt würde und also real sinke. Hassemer hält eine Aufstockung von 5% für nötig. Das Kürzungsansinnen hingegen zeige, was Walter Momper von der Kultur hielte: „Unsere Klage gilt heute dem Regierenden Bürgermeister“.
Anstatt „über Dinge streiten zu können, die nun angeleiert werden“, nannten Biewald und Hassemer Beispiele für „Stagnation und Rückschritt“. Gekürzt würde zum Beispiel an den Zuwendungen für so engagierte Einrichtungen wie die Bach -Tage, Jazz in the Garden, die Freie Berliner Kunstausstellung, das Haus am Lützowplatz, die Autorentage, die Hörspielwerkstatt der Neuen Gesellschaft für Literatur, die Carillon-Konzerte und die Friedenauer Kammerkonzerte.
Daneben würden durch Streichungen neue Projekte gebremst, wenn nicht gar storniert. Als Beispiele wurden die Sommerwerkstatt, das neueröffnete Zuckermuseum, der gerade wiederangelegte historische Rosengarten auf der Pfaueninsel und das Hebbel-Theater genannt.
Während man überall die Kultur als Wachstumsfaktor und Zukunftsgarantie erkannt hätte, würden in Berlin bewährte und anerkannte Einrichtungen gefährdet. In einem Moment, in dem durch die kulturelle Öffnung des Ostens die „halbierte Welt zu einer ganzen“ würde, wolle man ausgerechnet am Kulturaustausch mit der DDR 126.000 Mark sparen.
Neben der Anhebung des Erwerbsetats der Amerika -Gedenkbibliothek um nur noch 2%, was einem Anstieg der Buchpreise um 5% gegenüber stünde, ängstigte Biewald und Hassemer vor allem die Einfrierung des Haushalts der Deutschen Oper. Aufgrund von Arbeitszeitverkürzungen fehlten dann 17 Stellen im technischen Bereich, was womöglich die Einführung von Schließtagen bedeute. Biewald dramatisch: „Wenn die Oper einen Tag schließt, dann ist das Rückgrat gebrochen.“
grr
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