: Nachkriegsära zu Ende?
■ Volles Stimmrecht für Berlinabgeordnete in Bonn / Die Alliierten müßten allerdings erst zustimmen
Der Regierende Momper will für das volle Stimmrecht der 22 Berliner Bundestagsabgeordneten und der Repräsentanten im Bundesrat eintreten. Angesichts der Umwälzungen und rasanten Entwicklungen in Mitteleuropa müsse West-Berlin allmählich von den letzten politischen Einschränkungen der Nachkriegsära befreit werden und voll an der politischen Willensbildung in der BRD teilnehmen, sagte Momper. Trotz aller Vorbehalte könne die volle Mitwirkung der Berliner in den Abstimmungsgremien des Bundes sichergestellt werden. Dazu seien Vereinbarungen der vier Alliierten notwendig.
Der Senatschef beklagte, daß es in der BRD trotz der schnellen Veränderungen in der DDR noch immer nicht gelungen sei, ein gemeisames Bonner Grundkonzept über den künftigen Umgang mit Ost-Berlin zu formulieren. Es müsse endlich begriffen werden, so Momper, daß die dramatischen Entwicklungen in der DDR „auch eine Herausforderung für uns sind“. Nachdrücklich sprach sich der Regierende für Devisenhilfen des Bundes aus, sobald die DDR mit der angekündigten Reisefreiheit ernst mache.
Zur aktuellen Lage in der DDR sagte Momper, der neue SED -Generalsekretär Krenz solle wie jeder andere auch an seinen Taten gemessen werden. Er warne die SED allerdings vor der Annahme, „ohne die praktische Anerkennung aller kritischen Gruppen“ auskommen zu können.
dpa
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