: Weizsäcker: Unterstützung, aber keine Bevormundung
Berlin (ap) - Die Vorgänge in der DDR haben am Sonntag den Beginn des 16.Gewerkschaftstages der IG Metall in Berlin geprägt. Bundespräsident von Weizsäcker rief vor den 555 Delegierten und zahlreichen Gästen dazu auf, die Reformbewegung in der DDR zu unterstützen, sie aber nicht zu bevormunden. DGB-Chef Ernst Breit appellierte an die Führung in Ost-Berlin, Reformen einzuleiten. Weizsäcker sagte vor den Delegierten zur Situation in der DDR, es komme „uns nicht zu, von hier aus Ratschläge zu erteilen und Ziele vorzugeben“. Gerade die Gewerkschaften könnten den Umbruch in den Staaten des Ostblocks aber als Chance sehen, bei der Schaffung unabhängiger Arbeitnehmerbewegungen mitzuhelfen. „Denn der Weg in eine freie Gesellschaft verlangt nach Gewerkschaften“, sagte der Bundespräsident. Darüber hinaus seien die Reformen in der Sowjetunion und bei ihren Verbündeten „eine wahrhaft historische Chance auch für die Arbeitnehmerbewegung in Europa“.
Der Berliner Regierende Bürgermeister Walter Momper hält den Wechsel in der DDR nicht für einen großen politischen Durchbruch. Ohne weitere personelle Änderungen sei die Führungskrise der SED noch nicht beendet, erklärte er im Deutschlandfunk. Er befürchte, daß die Führung zu langsam und nicht beweglich genug sein könne, um auf die Stimmung in der Bevölkerung einzugehen. SPD-Chef Vogel sagte indes im Hessischen Rundfunk, wenn sich Krenz in Richtung auf Reisefreiheit, Informationsfreiheit und Meinungsfreiheit bewege, habe er eine Chance. Er fügte hinzu, in den ersten Tagen seiner Amtszeit habe Krenz bereits Akzente gesetzt, die einen Unterschied zur Politik Erich Honeckers erkennen ließen.
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