piwik no script img

Mit 15 Mark in die Wüste

■ Bezirksamt Reinickendorf schickt Obdachlose mit Minisumme auf Zimmersuche / Ungleiche Behandlung?

Zynischen Umgang mit Obdachlosen praktiziert das Bezirksamt Reinickendorf: Obdachlose, die sich selbst einen Platz in einer Pension suchen müssen, bekommen vom Bezirksamt nur 15 Mark pro Nacht. Für Obdachlose, denen das Amt in Eigeninitiative einen Platz sucht, zahlt es hingegen 20 bis 30 Mark im Mehrbettzimmer - für ein Einzelzimmer sogar noch weit mehr. Dabei weiß das Bezirksamt, daß Obdachlose, die mit fünfzehn Mark weggeschickt werden, wenig Chance haben, einen Schlafplatz zu finden. Denn der Reinickendorfer Sozialstadtrat Willimsky (CDU) meinte auf einer Anfrage der AL hin, selbst wenn die Verwaltung einen Platz für Obdachlose sucht, müßten die Beamten zehn bis zwölf Telefonate führen. „Auch ein Obdachloser wird wohl erst nach längerem Suchen eine Unterkunft finden“, schloß Willimsky messerscharf. Für welche Leute das Amt einen Platz sucht, und wer selbst einen finden muß, sei unklar, meint die AL. Das hänge offenbar davon ab, ob der Sachbearbeiter den betreffenden Obdachlosen leiden könne oder nicht. Es hätten sich mehrere Obdachlose bei der AL gemeldet, die mit den 15 Mark weggeschickt worden seien. „Skandalös und rechtswidrig“ sei diese Ungleichbehandlung, erklärt AL-Sprecher Schruffenegger. Obdachlose, die auf eigene Faust suchen müssen, haben wegen des geringeren Tagessatzes nicht nur weniger Chancen, sie müssen davon auch noch die Suchtelefonate zahlen. „Damit schickt das Bezirksamt die Obdachlosen praktisch auf die Straße“, erklärte Schruffenegger. Morgen will die AL das Thema im Sozialausschuß des Bezirks zur Sprache bringen.

esch

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen