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Aussöhnung

■ Nichts ist ergreifender als ein Mörder, der seinen Opfern erklärt, er sei bereit, sich mit ihnen auszusöhnen

Kanzler Kohl kann man den Vorwurf nicht machen. Er sprach bei der Festveranstaltung des Bundes der Vertriebenen in der Bonner Beethovenallee vom „beispiellosen Versklavungs- und Vernichtungsfeldzug“ gegen das polnische Volk, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Daß 'Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ und 'Frankfurter Rundschau‘ in den Überschriften ihrer Berichte statt dessen den Eindruck erweckten, Kohl habe vor allem wert auf die „Aussöhnung“ mit Polen gelegt, sagt mehr über die Köpfe der Redakteure als über den des Kanzlers. Das hat Tradition.

Die Zeitungen, die am 2.September über die Sondersitzung des Bundestages zum 50.Jahrestag des Überfalls auf Polen berichteten, hatten damals die Chance genutzt und in ihrer Mehrheit getitelt:

„Bundestag bekräftigt Willen zur Aussöhnung mit Polen“ ('Göttinger Tageblatt‘, 'Hannoversche Allgemeine Zeitung‘)

„Einhelliges Ja zur Versöhnung mit den Polen“ ('Flensburger Tageblatt‘)

„Bundestag bekräftigt einmütig Willen zur Aussöhnung“ ('Süddeutsche Zeitung‘)

„Der Bundestag einmütig für die weitere Aussöhnung mit dem polnischen Volk“ ('Frankfurter Allgemeine Zeitung‘)

„Deutsche wollen Aussöhnung mit Polen“ ('Allgemeine Zeitung Mainz‘)

Wie lautet einer der besten jüdischen Witze? „Daß sie uns ausrotten wollten, das werden die Deutschen uns nie verzeihen.“

A.W.

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