: Leuchtzentrale mit Lebensangebot
■ Das „Missionsteam Wort des Lebens“ auf Seelen- und Münzenfang / Vom Starnberger See über die Berliner U-Bahn zur Bekehrung / Neue Märkte im Osten / Wer klaute die Missionskasse? / Geistliche Gesundheit und Germano-Gospels im Angebot
Auch diesmal werden viele Heil und Segnung nicht erfahren haben, obwohl zumindest in den U-Bahnhöfen gut plakatiert war. Das „Missionsteam Wort des Lebens“ tourte in der letzten Woche durch freikirchliche Gemeinden. Gemeinsam gegen Jericho. Doch Gott zwingt eben niemanden in seinen Plan, obwohl er einen Plan für einen jeden von uns hat. Immerhin 80 sind zu Zeiten des 'heute-journals‘ in die Gemeinde Tempelhof gekommen, um sich untereinander zu versichern, daß der allmächtige Gott, der sie geschaffen hat, auch einen Anspruch auf ihr Leben hat. Dazu singt das Team unter Leitung von Missionsleiter Chuck Kosman germano -gospeliges Liedgut. „Strahl durch mich, oh Herr, dein Licht“. Mit drei kanadischen Evangelisten-Kameraden kam Kosman vor 25 Jahren ins wirtschaftswunderliche Deutschland. Heute hat er schon 50 Mitarbeiter, die in zwei Schlössern am Starnberger See schon mehr als 30.000 Jugendliche evangelisiert haben. „Es ist wirklich toll, mit Jesus zu leben.“ Die Tourneen sind die Basisarbeit. „Im Durchschnitt werden 80 bis 100 Einsätze durchgeführt.“
Wir sollen jetzt Gott die Ehre geben und uns erheben, dem Nachbarn die Hand reichen und ihm sagen, wie sehr wir uns freuen, daß er oder sie heute hier ist. Denn es kann ein großer Abend werden. „Es ist unser Gebet, daß diese Veranstaltung für dein Leben bedeutsam wird.“ Im Anschluß gibt es Gelegenheit für Gespräche über den Sinn des Lebens unter vier Augen, bei Kaffee, Tee und Gebäck - statt des Abendmahls. Doch jetzt geht es richtig los. Chuck muß der Gemeinde, die apathisch-aufrecht in den Stuhlreihen sitzt, eine betrübliche Nachricht machen. In der Nacht ist jemand in das Gemeindebüro eingestiegen und hat, wie könnte es anders sein, gerade die Kasse des „Missionsteams“ geklaut. Der Herr wird sich des Diebs erbarmen, selbstverständlich, doch wer den inneren Auftrag spürt, kann dazu beitragen, den Schaden geringer zu machen. Am Ausgang stehen dafür zwei Körbe bereit. Schließlich soll das Missionswerk weiter Leuchtzentrale sein, die das Wort des Herrn in die Herzen strahlt. Zum Beispiel in Kenia, wo das Werk jungen Menschen per Patenschaft Bibelfreizeiten finanziert und sie auf vielfältige Weise mit dem Lebensangebot Jesu Christi bekanntmacht. „Das kostet 75 Mark, du kriegst Bild und Bericht, der Jugendliche dankt dir. Und du bist nicht dauerhaft verpflichtet.“ Oder im Osten, wo freies Reden über Gott jetzt endlich möglich ist. In Ungarn sind sie schon staatlich zugelassen und haben ein Grundstück gekauft, aus Polen und der UdSSR gerade von einer Missionierung zurückgekehrt. Doch „Denkt an Rumänien“. Verbreitet das Material, schickt es euren Bekannten auf der anderen Seite, betet, gerade in der jetzigen Situation. Soviele dort haben das Wort nie gehört.
Für die vielen, die das Wort hierzulande noch nicht gehört haben und nicht wissen, was sie mit ihrem Urlaub anfangen sollen, bietet das Werk Bibelseminare an, „bis zu neun Wochen“. Windsurfen, Barbeque und das Suchen von Antworten anhand der Bibel. Monika, mit Nachnamen Klotz, berichtet über ihre persönliche Beziehung zu Jesus, durch dessen Fürsprache allein sie zu Gott kommen kann. Sie hat sich mit acht Jahren für ihn entschieden, bekam aber mit zwölf Zweifel. „Ich stellte mir zwei Fragen. Gibt es einen Gott oder gibt es keinen Gott. Ich kam mir zu wertvoll vor, als daß die zweite Frage hätte richtig sein können.“ Dann stellte sie dem Herrn ihr Leben zur Verfügung und erkannte, daß selbiges ein Wunderwerk ist.
Draußen im Vorraum, wo die Fotos der neugeborenen Kinder der Gemeinde, der Missionsbericht aus Mosambik und das Warnplakat vor New Age, der okkulten Gefahr hängt, sind auch die Büchertische aufgebaut. Aufklärungsbroschüren über Geistliche Gesundheit und den Weg zum Himmel, die Große Bedeutung und diverses Liedgut hat Christian Luther (Name kein fake), 25, dort ausliegen. Er hat den Weg aus Drogen und Discos, aus Egoismus und Promiskuität gefunden. „Man hat mir angeboten, an Gott zu glauben und das hat mein Leben von Grund auf geändert.“ Jesus hat ihm am Kreuz vergeben. Eine junge Frau, die an der Evangelisation vom Vorabend teilgenommen hat, kommt an den Büchertisch. Enttäuscht gibt sie eine Musikkassette zurück. „Ich wollte richtige Negergospels.“
kotte
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