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High-tech für den Umweltschutz

■ Graphic-Computer können Umweltsauereien blitzschnell ausdrucken Gedacht ist an Beamtenhilfe für Politiker und Bürger

„Wir wollen Ihnen zeigen, daß der ökologische Stadtumbau nix mit Müsli zu tun hat“, sagt Thomas Rogalla, Pressesprecher der Umweltsenatorin. Zu tun hat der - nämlich der Stadtumbau, der ökologische - vielmehr mit High-tech und Computern. Denn die Umweltverwaltung führte gestern ihr im Aufbau begriffenes Computersystem vor, das ganz Berlin stückchenweise auf Karten ausdrucken kann.

„Das Schloß Charlottenburg haben wir noch nicht digitalisiert“, sagt ein Beamter der Abteilung II zu uns. Sonst aber schon eine ganze Menge: Per interaktiver graphischer Datenverarbeitung digitalisiert ein Großrechner mit vier graphischen Arbeitsplätzen so nach und nach die ganze Stadt. Bislang kann man die Informationen nur blockweise abrufen, „Grundstücksschärfe erreichen wir vielleicht im Jahr 2000“, sagt ein Beamter der Abteilung I zu den - ausschließlich männlichen - Journalisten, die sich mit glänzenden Augen um die blinkenden Geräte drängen.

„Wir verwenden Daten vom Statistischen Landesamt, aus der Volkszählung und aus den Einwohnermelderegistern, alles natürlich streng anonym“, sagt ein Beamter der Abteilung IV. Auf den Bildschirmen können die Berliner Blöcke nach verschiedenen Kriterien dargestellt werden: Bevölkerung, Altlastenverdachtsstellen oder Geschoßflächenzahlen, dies alles schraffiert, in Säulen oder Torten. Anschließend läßt sich die Grafik als Videofarbkopie ausspucken oder „plotten“, vierfarbdrucken und dann verschenken.

Der Wunsch, den Block, in dem ich wohne, nach Bevölkerungsstruktur aufgeschlüsselt zu bekommen, schlägt mir ein Beamter der Abteilung II ab. Dafür darf ich „Ganglinien“ sehen. Damit lassen sich die Werte von Schmutzeinleitungen von einer Wassermeßstelle auf den Rechner übertragen und gleichzeitig als Kurve darstellen.

„Wir können das schneller ausdrucken, als die verschmutzen können“, sagt Rogalla stolz. „Wenn das System perfekt ist, können wir den Abgeordeneten auf Anfrage die Grafiken in die Hand drücken, dann können die sachgerechter entscheiden“, meint ein Beamter der Abteilung II. Und die Bezirke sollen ihre Liegenschaftskarten ins System einfüttern können, damit die in Zukunft den gleichen Informationsstand haben wie die Hauptverwaltung.

Deshalb soll das System benutzerfreundlich sein, „schließlich müssen auch die Mitarbeiter in den Bezirksverwaltungen damit zurechtkommen“, sagt ein Beamter der Abteilung I. Und auch für die Bürgerbeteiligung sei das gut, da kann nämlich die „Reaktionszeit auf Einwände von Bürgern erheblich verkürzt werden“, sagt ein Beamter der Abteilung III. Auf Zehenspitzen verlasse ich den Raum voll spielender Männer.

esch

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