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Libanons Christen gespalten

■ Trotz General Aouns Widerstand wächst die Zustimmung zum Taif-Abkommen

Beirut (ap/dpa/taz) - Zum ersten Mal seit zwei Wochen wurde in der Nacht zum Donnerstag in Beirut wieder geschossen. Bei einem Gefecht entlang der Demarkationslinie in der libanesischen Hauptstadt schlugen zwei Artilleriegeschosse in dem von syrischen Truppen besetzten Westbeirut ein. Im Osten wurde ein Offizier getötet und vier Soldaten verletzt.

Der erste ernsthafte Bruch der Waffenruhe ist ein schlechtes Omen für die Zukunft des Friedensplans von Taif, auf den sich die libanesischen Parlamentarier am Montag im saudi-arabischen Exil verständigt hatten. Nach der Ablehnung des Abkommens durch den christlichen Militärchef Michel Aoun wollen nun zwei US-Abgeordnete nach Beirut reisen und Überzeugungsarbeit leisten. Der General bezeichnet das Taif -Abkommen als „Weg zur Hölle“ oder „Verbrechen“, weil es keinen Zeitplan für einen syrischen Truppenrückzug aus dem Libanon enthält. Im christlichen Lager scheiden sich jedoch die Geister. Zwar hatte Aoun am Dienstag junge Anhänger zu seiner Unterstützung in Ostbeirut aufmarschieren lassen, doch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, daß das Abkommen in der Bevölkerung und sogar bei Teilen der christlichen Milizen auf Sympathie stößt. George Saade, Chef der mächtigen christlichen Falange-Partei, der in Taif mit von der Partie war, befürwortet die Einigung. Beobachter gehen davon aus, daß der Patriarch der christlichen Maroniten, Nasrallah Sfeir, das Abkommen abgesegnet hat.

Einige christliche Abgeordnete in Taif überlegen es sich in dieser Situation offenbar zweimal, ob sie gleich nach Ostbeirut zurückkehren sollen. Wie es hieß, fürchten sie den Zorn Aouns, da sie dem Plan mit abgesegnet hatten. Die Frage ist, ob sich Aoun mit seiner Haltung nicht selbst ins politische Abseits manövriert - auch im eignenen Lager.

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