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Algeriens „ewiger Rebell“ Kateb Yacine ist tot

■ Er verkörperte das Lebensgefühl einer ganzen Generation / Behörden verbannten unbequemen Autor in die Provinz

Am vergangenen Samstag, den 28. Oktober, hat Algerien seinen bedeutensten Schriftsteller verloren. Kateb Yacine starb im Alter von 60 Jahren in einem Krankenhaus in Grenoble an Leukämie.

Kateb, bereits zu Lebzeiten eine Legende, verkörperte in seiner Person und seinem Werk wie kein zweiter das Lebensgefühl einer ganzen Generation. Er wurde am 26. August 1929 als Sohn eines islamischen Rechtsgelehrten aus dem Stamm der Keblouti in Constantine geboren und besuchte das französische Gymnasium in Setif, die „Höhle des Löwen“. Sein Roman Nedjma, der 1956 mitten im Algerienkrieg in Paris erschien, wurde zum maghrebinischen Kultbuch schlechthin und gilt heute als Klassiker der Weltliteratur.

Kateb war ein kämpferischer, satirischer und zutiefst humanistischer Autor, der stets auf der Seite der Minderheiten stand, alle Ismen ablehnte und vehement für die Emanzipation der algerischen Frau eintrat.

Auslösendes Moment für sein Schreiben war das Trauma der blutigen Niederschlagung der antikolonialistischen Demonstration von Setif am 8. Mai 1945. Der damals Sechzehnjährige wurde verhaftet und flog schließlich von der Schule. Es folgten lange Jahre des Exils in Europa, die er vor allem in Frankreich verbrachte, aber auch Aufenthalte in Italien, Belgien, der Bundesrepublik und Jugoslawien.

Kateb arbeitete als Reporter für den 'Algier Republican‘ und schloß sich der algerischen Widerstandsbewegung in Frankreich an. Jean-Marie Serreau, der Begründer des francophonen Theaters, entdeckte ihn schließlich für die Bühne. Mit Le Cadavre Encercle, einer antikolonialistischen Tragödie, gab er - halb im Untergrund in Brüssel und Paris - sein Theaterdebut.

1970 kehrte Kateb nach Algierien zurück. Es befriedigte ihn auf Dauer nicht, nur für ein französisches beziehungsweise französischsprachiges Publikum zu schreiben.

Er wurde Leiter einer staatlich subventionierten Wanderbühne und schrieb Stücke im arabischen Dialekt Algieriens, die großen Erfolg hatten. Am bekanntesten ist Mohammed Prends Ta Valise, eine Satire auf die unerträgliche Situation der algerischen Arbeitsemigranten in Frankreich, die ihm, dem erklärten Atheisten, auch den Groll der Muslim-Bruderschaften einbrachte, die den Propheten Mohammed attackiert wähnten.

Und in der Tat war Kateb ein unbequemer, nicht genehmer Autor, ein „ewiger Rebell“: Mit Fernsehverbot belegt und von der Obrigkeit zuletzt als Theaterdirektor ins ferne Sidi Bel Abbes in der algerischen Provinz verbannt.

1987 wurde Katebs Werk vom französischen Kulturministerium mit dem „Grand Prix National des Lettres“ geehrt. Regina Keil

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