: Der Titan
■ Filmforum - Bernhard Wicki: Regisseur, 22.10 Uhr, ZDF
In der Arbeit Bernhard Wickis erlebte ich vor allem unglaubliche Intensität, seine Zähigkeit, seine Detailbessenheit, seine Kompromißlosigkeit. Als er Die Eroberung der Zitadelle auf Elba drehte, kämpfte er wie ein antiker Titan gegen die Unbilden der Natur und den offensichtlichen Zorn der Götter. Es ist genug darüber berichtet worden, was Wicki den Schauspielern und dem Team abverlangt. Legenden erzählen von seiner Maßlosigkeit und seinem Wahnsinn. Das meiste davon ist Übertreibung und böswillige Erfindung. Was bleibt, ist der Preis, den Genie und Größe seiner Umwelt abverlangt“, so der Fernsehspielchef des WDR, Gunther Witte, über den Schweizer Schauspieler und Regisseur Bernhard Wicki.
Seine ersten Erfolge erzielte Wicki als Bühnenschauspieler. Im Anschluß an seine Ausbildung an der Staatlichen Schauspielschule in Berlin (1938/39) bei Gustav Gründgens und dem Reinhard-Seminar in Wien (1939/40) debütierte er am Schönbrunner Schloßtheater in Wien als Faust. 1944 wurde er verhaftet. Der Anlaß war offenbar seine frühe Mitgliedschaft im Kommunistischen Jugendverband. Nach seiner Entlassung verließ er Deutschland und ging an das Züricher Schauspielhaus. In den fünfziger Jahren begann Bernhard Wicki zur Filmschauspielerei überzuwechseln. In rascher Folge spielte er in über 25 Filmen mit, darunter Effi Briest, Das Ufer oder Eine Art von Zorn. Wicki begnügte sich jedoch nicht mit der Schauspielerei, sondern betätigte sich gleichzeitig als Regisseur. Sein Jugenddokumentarfilm Warum sind sie gegen uns? erhielt 1959 den Bundesfilmpreis. Im gleichen Jahr drehte er Die Brücke, der wohl kompromißloseste und ehrlichste Antikriegsfilm dieser Zeit. Sein jüngstes Werk Das Spinnennetz feiert zur Zeit seinen Erfolg in den deutschen Kinos, und der 70jährige spricht bereits über neue Pläne und neue Projekte.
Charlotte Kerr zeichnet ein filmisches Porträt des Mannes, der, laut 'Neue Zürcher Zeitung‘, „seinen offenbaren Ernst in Pathos umstilisieren kann und die kleine Gebärde dennoch nie vergißt, dessen eminenter Bildersinn die soziale Wirklichkeit realistisch und zugleich poetisch bannt“.
taz
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