: Bremen - von den Nazis zwangsvereinigt
■ Vor 50 Jahren: Eigentlich sollte aus Bremen-Nord die Stadt Lesummünde werden
Am 1. November 1939 wurde das bremische Stadtgebiet von den Nazis erweitert. Im Bremer Osten kamen vom Landkreis Verden die Gemeinden Mahndorf und Hemelingen dazu. Im Norden wurden die ehemaligen preußischen Gemeinden Lesum und Blumenthal dem bremischen Gebiet zugeschlagen. Vegesack war schon seit dem frühen 19. Jahrhundert eine „Enklave“ Bremens mit eigenem Magistrat und Vertretern in der Bürgerschaft.
Pläne einer Zusammenfassung von Teilen des heutigen Bremen -Nord gab es schon in den 20er Jahren. Ein Streifen entlang der Lesum und Unterweser von Grohn bis Farge sollten zu einer Stadt mit Namen „Lesummünde“ zusammengefaßt werden, als eigene Stadt, aber zu Bremen gehörig.
Der Bremer Senat wollte ein eigenständiger Reichsgau mit eigenem Stadthalter werden. Bremens Begründung: Das Überleben der Häfen könne nur durch die Selbstständigkeit Bremens gesichert werden. Außerdem forderte Bremen von Preußen die Abtretung der Gebiete „nördlich der Lesum“ als Siedlungsfläche für Wohnungen und Industrie. Anläßlich der Feiern zur Eingemeindung der neuen Stadtgebiete am 1. November 1939 begründete der Regierende Bürgermeister, SA -Gruppenführer Bömcker, die Bremer Position nochmal: „In den westlichen Teilen der Stadt kann (...) nur in dem Gebiet nördlich der Lesum , (...) befriedigt werden, deren Bevölkerung zum größten Teil schon jetzt in der Stadt Bremen ihrem Erwerb nachgeht.“
Im November 1938 schaltete sich Reichsinnenminister Frick in den oldenburgisch/preußisch-bremischen Streit ein. Er besuchte die Gebiete des heutigen Bremen-Nord. In einer anschließenden Besprechung im Rathaus stand Frick auf der Seite der Bremer. Schließlich kam es zu einem Kompromiß: Bremerhaven und Wesermünde wurden vereinigt und dem Regierungsbezirk Stade unterstellt. Bremen bekam dafür die Gebiete Hemelingen, Mahndorf sowie die Gemeinden Lesum und Blumenthal. ulb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen