: Kafu haute Schüler übers Ohr
■ Kafu fälschte Arbeitsvertrag / Schüler pochte auf Tarifvertrag und wurde rausgeschmisen
Auch für SchülerInnen, die bei Comet oder Kafu des nachmittags Einkaufswagen zusamenschieben, Waren auszeichnen und Kartons auspacken, gibt es einen Tarifvertrag. Bei Kafu, die Erfahrung machte in den vergangenen drei Wochen der 18jährige Jan Schneider, ist der Vertrag offenbar nicht das Papier wert, auf das er gedruckt ist.
Im Juli dieses Jahres schloß Jan Schneider mit Kafu einen Arbeitsvertrag ab. 8,5 Stunden sollte er wöchentlich in der Filiale in der Landwehrstraße in Utbre
men arbeiten. Schriftlich festgehalten auch das Entgelt: 10,79 Mark in der Stunde, wie es der Tarifvertrag verlangt. Kaum hatte Scheider im September die Arbeit aufgenommen, wurde im mitgeteilt, das mit den 10,79 Mark sei lediglich ein Irrtum gewesen. Vom kommenden Monat bekäme er wie alle anderen Aushilfen auch lediglich acht Mark.
Auch in dem Original des Arbeitsvertrages war nachträglich der ursprünglich vereinbarte Stundenlohn durchgestrichen und durch den neuen Betrag ersetzt worden. „Zum Ausgleich unserer erstmals gemachten Zusage erhalten sie jedoch für den Monat September 1989 einen Stundenlohn von 10,79“, hieß es schriftlich.
Da aber ein ebenfalls bei Kafu arbeitender Student 10,79 Mark erhielt, drohte Schneiders Vater, der sich über den Tarifvertrag informierte hatte, stellvertretend für seinen Sohn mit dem Arbeitsgericht. Postwendend kam die fristgemäße Kündigung ins Haus: Begründung: „Da die Tätigkeit künftig entfällt, sehen wir keine Möglichkeit, Sie weiterhin in unserem Unternehmen zu beschäftigen.“ In einem aber hatte die Drohung mit dem Arbeitsgericht mehr Erfolg: Der Lebensmitteldiscounter zahlte bis zum letzten Arbeitstag den ursprünglich vereinbarten Stundenlohn.
„Die Arbeit war nicht mehr so da“, begründete Kafu-Personal
chef Ulf Williche den Rausschmiß des unbotmäßigen Schülers. Natürlich zahle Kafu generell gemäß Tarifvertrag. Und es könne schon sein, daß im Tarifvertrag ein höhrerer Betrag
stünde als acht Mark. Wie aber kommen die acht Mark nachträglich in den Arbeitsvertrag mit Ulf Schneider? Personalchef Williche: „Ich verstehe ihre Frage nicht. Er hat doch bis zum Schluß 10,79 Mark bekommen.“
hbk
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