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Mischoxid-Brennelemente

■ Einst aus der Not geboren, will sie heute keiner mehr

Ursprünglich hatte die Atomzunft den Einsatz von Plutonium nur in schnellen Brütern anvisiert, die mit einer Plutonium/Uranoxidmischung betrieben werden sollten. Aber es kam anders. Der einzige große bundesdeutsche Brutreaktor in Kalkar wird voraussichtlich nicht in Betrieb gehen, und die erste Ladung Kalkar-Brennelemente gammelt seit Jahren auf dem Gelände der Alkem vor sich hin.

Unterdessen produzierten nicht nur militärische Reaktoren Plutoniums für die Bombe, auch die kommerziellen Leichtwasserreaktoren erbrüteten weltweit Tonnen des brisanten Metalls. Die abgebrannten Brennelemente aus diesen Meilern wurden vornehmlich in La Hague und Sellafield, aber auch in der kleinen Anlage auf dem Gelände des Kernforschungszentrum Karlsruhe wiederaufgearbeitet. Abnehmer für das Plutonium waren jedoch ohne Brutreaktoren nicht zu erwarten.

In dieser Situation kamen die Atomtechniker auf die Idee, das Bombenmetall auch in Leichtwasserreaktoren industriell einzusetzen - in sogenannten Mischoxid-Brennelemente (MOX). In ihnen sorgen etwa vier Prozent Plutoniumoxid und 96 Prozent Uranoxid für die Kettenreaktion.

Bei der früheren Alkem in Hanau begann man etwa Mitte der siebziger Jahre mit der Produktion von MOX-Brennelementen. Derzeit werden sieben bundesdeutsche AKWs und ein Reaktor in der Schweiz von der Alkem damit versorgt. Französische und bundesdeutsche Fachleute haben jedoch in den vergangenen Monaten Untersuchungen veröffentlicht, wonach die Mischoxid -Elemente inzwischen zehnmal teurer sind als konventionelle Uran-Brennelemente. Und noch aus einem anderen Grund sind die strahlenden Gemische bei den AKW-Betreibern alles andere als beliebt: Wegen ihrer extremen Giftigkeit und der hohen Radioaktivität sind sie nur mit großem technischen Aufwand zu handhaben.

Die Brüter-Baisse und die weltweite Unlust zur Nutzung der Plutonium/Uran-Gemische stellen den Sinn der Wiederaufarbeitung in Frage, die direkte Endlagerung wird immer mehr favorisiert. Derweil ist Bundesreaktorminister Töpfer, der auf einem größer werdenden Uranberg hockt, eifrig bemüht, die Kraftwerksbetreiber auf die Nutzung der MOX-Elemente zu verpflichten - zuletzt im Zusammenhang mit der mit Frankreich und Großbritannien vereinbarten Atom -Kooperation.

Das Verwaltungsgerichtsurteil vom Mittwoch trifft vor allem die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe, die ihr Plutonium in Form von Plutoniumnitrat nach Hanau liefert. Die Weiterverarbeitung dieser Verbindung hat das Gericht jetzt verboten.

Gerd Rosenkranz

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