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Eine Anlaufstelle für die freie Tanztheater-Szene

■ taz-Gespräch mit Susanne Schlicher von der Tanzwerkstatt beim Senator BiWiKu

Was ist eigentlich die Tanzwerkstatt?

Die Tanzwerkstatt Bremen ist eine Einrichtung auf ABM-Basis beim Senator BiWiKu. Unsere Leitlinie ist, daß wir für die Unterstützung und Weiter-Qualifizierung der freien Tanz -Szene zuständig sind. Für alle, die kein festes Engagement an den Theatern haben. Tänzer, Tanzpädagogen, Tanzinteressierte.

Wie sieht die Unterstützung aus?

Ich organisiere Workshops mit Leuten von außerhalb. Ich habe versucht, das Angebot zu entzerren - nicht nur einmal im Jahr fünf Tage. Im Tanzbereich brauchen die Leute viel mehr Kontinuität und deshalb bietet die Tanzwerkstatt ein Training an für Semiprofessionelle, das zweimal die Woche stattfindet. Ein zweites Gleis ist, daß es ein tanzgeschichtliches, theoretisches Angebot gibt. Ich habe letztes Jahr im August mit dem „Abendforum der Tanzwerkstatt“ angefangen, wo es alle zwei Wochen Vorträge gab und Filmabende zur Tanzgeschichte.

Spürt man, daß die Tanz-Theater-Szene jetzt intensiver arbeitet?

Prinzipiell glaube ich schon, daß sich seit diesen zwei Jahren mehr tut, aber es wäre vermessen zu sagen, das liegt an der Tanzwerkstatt. Im Moment ist eher eine Aufbruchstendenz: viele Menschen wollen etwas mit Tanz zu tun haben, und da ist es gut, daß es eine zusätzliche Anlaufstelle gibt.

Wie arbeiten die Gruppen zusammen?

Es gibt keine direkte Zusammenarbeit. Es gibt das Angebot, daß man zu den verschiedenen Veranstaltungen der Tanzwerkstatt kommen kann. Darüberhinaus kann sich jeder an die Tanzwerkstatt wenden, aber wir haben weder Räume noch Gelder zu vergeben, was gelegentlich bei Anrufern Enttäuschung auslöst.

Jetzt, nach eineinhalb Jahren, gibt es eine neue ABM-Kraft, die sich auch um den Tanz-Bereich kümmern soll. Insofern wird es, auch wenn meine Stelle im März ausläuft, weiterhin eine Betreuung der Tanz-Szene geben. Wir müßten jetzt, nach anderthalb Jahren, versuchen, mehr Kontakt zu den Tanz -Gruppen oder auch Ballett-Schulen herzustellen. Man muß da auch mal hingehen, mit den Leuten sprechen, kucken, wer unterrichtet da, was sind die Bedürfnisse von den Leuten. Das ist das, was jetzt so ansteht nach der Aufbauarbeit bis jetzt.

Bremen hat ja eine recht breite Tanz-Szene. Woher kommt das?

Einmal gibt es in den letzten Jahren so eine Bewegung, daß sich immer mehr Leute für Bewegung und Tanz interessieren und sich körperlich bewegen wollen und sich dabei künstlerisch ausdrücken. Ich glaube, daß in den letzten Jahren diese Leute in Bremen auch mehr und mehr gemerkt haben, daß sie hier auch eine Tanztheatergeschichte haben und so eine Art Identifikation stattgefunden hat. Aber trotzdem denke ich, Bremen ist noch am Anfang. Gruppen, die regelmäßig auftreten gibt es kaum.

Was ist eigentlich Tanz-Theater?

Ich denke, daß sich ein Begriff durchgesetzt hat, der bedeutet, daß man sich mit Bewegung, Tanz aber auch mit theatralischen Mitteln ausdrückt.

Heißt Tanz Musik?

Meistens. Das ist für jeden verschieden, glaube ich. Tanz ist übergeordnet, Tanz würde ich alles nennen, und dann gibt es darunter die Kunstform Ballett, die im 19. Jahrhundert gewachsen ist, dann gibt es das Tanztheater und vieles anderes, ethnologischen Tanz zum Beispiel.

Stimmt es, daß Tanztheater im wesentlichen von Frauen gemacht wird?

Es sind schon viele Frauen und es sind auffällig viel Frauen im modernen Tanz im Vergleich zum klassischen Theater. Leute die kommen und Tanz machen sind in erster Linie Frauen.

Wie kommt das?

Man sagt immer, sie hätten mehr Mut zu ihrem Körper, aber das müßte man näher untersuchen. Ich denke, das ist schon so ein Bereich, der von jeher den Frauen zugeordnet wurde. Eine gute Mädchenerziehung hieß eben, Ballett-Unterricht haben, Musikunterricht haben und Sprachen lernen.

Was soll das Tanzkritiker-Seminar der Tanzwerkstatt am nächsten Wochenende?

In einem Artikel schreibt Horst Koegler, daß die amerikanische Tanzpresse Bewegung viel besser und genauer beschreiben würde als wir hier in Deutschland. Ich denke, Tanzkritik ist ein sehr junges Medium und viele Kritiker kommen nicht vom Tanz, sondern vom Theater, der Musik oder Literatur und sind im Erfassen der Bewegung nicht so trainiert und das war der Anlass, das Seminar zu machen.

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