: Tanz-Lebens-Lust
■ Wigman-Schülerinnen beim 2. Bremer Tanzherbst
Es gibt kaum einen Beruf, in dem das Älter-Werden so demütigend ist wie bei TänzerInnen. Vier alte Damen, vor Energie sprühend und selbstbewußt, saßen am Donnerstagabend im Kubo zur Eröffnung der „2. Bremer Tanzherbstes“ um den Tisch. Alle vier haben einmal leidenschaftlich getanzt, und davon wollen sie in diesen Tagen einiges vermitteln. Was sie verbindet, ist die Lehrzeit bei der Tänzerin Mary Wigman. Für die „Prophetin des Ausdruckstanzes“ war Tanz „Leben, lebendigstes Lebensgefühl“ und die „Sprache des bewegten Körpers“, ihr Element. Die ersten Schülerinnen „haben nichts von ihr gesehen“, erzählt Gundel Eplinius. Denn Mary Wigmann war immer auf Tournee ... bis sie nicht mehr tanzen konnte und eine Tanzschule aufmachte. In Leipzig war Gisela Colpe von 1943-44 Wigman-Schülerin, bis die Nazis die „entartete Kunst“ unterbanden. Nach dem Kriege, als die Kunst wieder möglich war, habe sie „vier Jahre getanzt bis die Knie kaputt waren“, sagt Gisela Colpe. Im Krieg sei das eine ganz intensive Schule gewesen, nichts gab es außer dem Tanz, meinte sie. Auch nach dem Kriege habe es bei der Mary „nichts als Tanz“ gegeben, widersprach Karin Waehner. Sie und Manja Chmiel hatten nach dem Kriege den „New German Dance“ gelernt. Ein Bänderriß hat Manja Chmiels Soloauftritte beendet. Sie begann dann als Tanzlehrerin zu arbeiten. Die Laien-Tänzer seien für sie anfangs „Fußkranke“ gewesen, erzählte sie am Donnerstag abend. Diese Einstellung hat sie aber inzwischen verändert, auch im Bremer Tanzherbst sind die meisten Teilnehmer und Interessierten „Laien“.
Zum Auftakt des „Bremer Tanzherbstes“ der vom Zentrum für gesunde und künstlerisch Bewegung - Impuls organisiert wird, führte Gundel Eplinius einen Video-Film mit Beispielen aus ihrer Tanz-Schule in Hannover vor. Sie hatte von 1937-39 bei Mary Wigmann gelernt.
kw
Am Samstag abend wird es im Modernes eine Vorführung moderner Tanz-Gruppen und verschiedener Einzel-Tänzer geben, die unter dem Motto „Mary Wigmans Nachfolge“ steht. Am Sonntag geht der Tanzherbst mit einer Matinee (13 Uhr, Tanzboden Grundstraße 3) zuende.
U-Satz:!!!!
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