: Wolfgang Templin
Wolfgang Templin (40) war selbst einmal SED-Mitglied. Er studierte Philosophie an der Humboldt-Universität und war später Mitglied an der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1983 trat er nach einem Konflikt an der Akademie aus Protest aus der Partei aus. Seither gilt er als einer der führenden Köpfe der Ostberliner Menschenrechtsbewegung. Nicht zuletzt seiner Initiative ist die Gründung der unabhängigen Zeitung 'Grenzfall‘ zu verdanken, die 1987 und 1988 zu einer öffentlichen Plattform für die Mitglieder der Gruppe „Frieden und Menschenrechte“ wurde. Mitte der achtziger Jahre hatten er und seine Frau Lotte unter vielfältigen Repressionen des Staatssicherheitsdienstes zu leiden. In dieser Zeit begann er auch gelegentlich für die taz Kommentare zu schreiben. Als sein einschneidendstes Erlebnis bezeichnet Wolfgang Templin einen Studienaufenthalt in Polen Mitte der Siebziger. Dort, an verschiedenen Unis, lernte er die Ungezwungenheit und die Individualität, aber auch die Solidarität von Wissenschaftlern kennen, die in jener Zeit in der DDR noch undenkbar gewesen waren. Die Konfrontation mit dieser Kultur zwang ihn, seine eigenen politischen und philosophischen Grundlagen zu überdenken. Im Westen wurde Wolfgang Templin einem größeren Publikum nach der Rosa -Luxemburg-Demonstration im Januar 1988 bekannt. Zusammen mit Ralf Hirsch, Bärbel Bohley, Freya Klier, Thomas Krawcszyk, seiner Frau Lotte und seinen Kindern wurde er in den Westen abgeschoben. Jedoch verloren die Templins wie Bärbel Bohley nicht ihre DDR-Staatsangehörigkeit, sondern erhielten einen DDR-Paß, der ihnen einen „Studienaufenthalt“ ermöglichen sollte. Lotte und Wolfgang Templin wollen nun so schnell wie möglich in die DDR zurückkehren.
Foto: Katharina Eglau
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