: Debatte in Korea
In dem geteilten Land wird das „deutsche Modell“ diskutiert Für seine Verwirklichung wird jedoch nichts getan ■ Aus Seoul Peter Jakobs
Die südkoreanische Regierung in Seoul setzt in der Wiedervereinigungsfrage auf die demokratische Erneuerungsbewegung in Osteuropa. Staatspräsident Roh Tae Woo sprach am Freitag von der Hoffnung, daß der Wandel in der DDR auch die koreanische Halbinsel erreichen könne. Doch die Gespräche mit der nordkoreanischen Regierung in Pjöngjang laufen zäh.
Nordkoreas Präsident Kim Il Sung suchte unterdessen Schützenhilfe in China. Bei einem Besuch in Peking äußerte er sich kürzlich besorgt über die Entwicklungen in Osteuropa. Die UdSSR, bislang einer der treuesten Bündnispartner Pjöngjangs, hat signalisiert, daß sie einen Beitritt des Südens in die Vereinten Nationen unterstützen werde. Nordkorea sieht indes in einer Aufnahme der beiden koreanischen Teilstaaten in das Weltgremium ein endgültiges Festschreiben des Status quo und wehrt sich dagegen. Einstweilen sitzt die Seouler Regierung jedoch am längeren Hebel, nutzt die Gunst der Stunde und feiert den Fall der Berliner Mauer als einen Sieg der Demokratie und der freien Marktwirtschaft.
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