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Auch Grüne für Loch in Mauer

■ Landesverband auf Suche nach 3. Weg zwischen Sozialismus und Kapitalismus

Die Bremer Grünen folgten gestern, vier Tage nach der Öffnung der Mauer, einem Appell ihres Bundesvorstandsmitglieds Ralf Fücks (vgl. taz vom 13.11.): Per Presseerklärung „begrüßten“ sich ausdrücklich und offiziell die Entscheidung der DDR und „freuten sich mit den Bürgern und Bürgerinnen der DDR“ über ihren „großen Erfolg“.

Die gegenwärtigen Reformen in der DDR, so die Grünen, stellen auch die bisherige Block-Konfrontation zwischen Nato und Warschauer Pakt radikal in Frage. Nachdem die Mauer ihre

Funktion als „Bollwerk zwischen den Systemen“ verloren habe, seien nun Verhandlungen über einen totalen Rückzug der Supermächte aus der BRD und der DDR „ein realistischer erster Schritt“ zur Auflösung der Militärblöcke insgesamt, erklärten die Grünen gestern. Die nötigen verhandlungen müßten schleunigst aufgenommen werden.

Nachdrücklich distanzierten sich die Grünen von allen Versuchen, die „Erfolge der Massenbewegung in der DDR für Freiheit, Demokratie und Bürgerrechte“ für eine Neuauflage von Wieder

vereinigungsparolen zu benutzen. Der „Bankrott des reaal existierenden Sozialismus“ bedeute noch lange nicht den „welthistorischen Sieg des Kapitalismus“. Die Grünen sehen in der DDR vielmehr gute Chancen für einen 3. Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus.

Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft der DDR macht sich Bremens Wirtschaftssenator Uwe Beckmeyer. Beckmeyer appellierte gestern an die bremische Wirtschaft, Vorschläge für intensivere Kooperation mit der DDR zu entwickeln.

taz/dpa

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