: K O M M E N T A R Betonköpfe
■ Neue Daimler-Trasse als Musterbeispiel alter Betonpolitik
Erinnern Sie sich? Der „Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung“ sollte für die umweltverträgliche Baupolitik verantwortlich sein, so hat es die in Bremen allein regierende SPD 1987 in ihr Wahlprogramm geschrieben. Denn die (Nachkriegs-)Zeit, in der Bauinteressen die Stadtplanung bestimmen konnten, sei vorbei. Diese Lösung ist gescheitert, weil das Bauressort nicht mitspielte und die Umweltsenatorin den Apparat nicht in den Griff bekam. Nach außen wurde gesagt, es gebe zuviele Abendtermine in den Stadtteilen, um Stadtplanung und Umweltschutz „in einer Hand“ belassen zu können.
Der neue Bausenator hat zur „Entlastung“ von Hemelingen eine neue Autobahn-Trasse geplant, die in ihrer Rücksichtslosigkeit kaum zu überbieten ist. Und dies höchst vertraulich, ohne einen einzigen „Abendtermin“ im Stadtteil. Billiger soll die Lösung sein als der ursprünglich geplante Tunnel. Die Verluste an Lebensqualität sind nicht berechnet, nichts wert. SPD-Mitglieder, die am Ort der Planung leben, verstehen die Welt nicht mehr. Der neue Bausenator hat offenbar zu viele Abende frei. Die Frage ist, ob die Bremer SPD das rechtzeitig vor den nächsten Wahlen merkt.
Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen