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Auf welche Weise gefallener Soldaten gedenken?

■ Initiativkreis schlägt vor: Die Opfer einbeziehen! / Eine Gegenskulptur zum Kriegerdenkmal „Altmannshöhe“ / CDU blockt Ausstellung ab

Alle Jahre wieder im November wird der Toten gedacht. Totenkult in unseren Breiten heißt: ein Extra-Sonntag, ein Extra-Trauertag, Allerheiligen und -seelen, rote Kerzen, Blumen und Kränze. Gedacht wird dann auch der Toten der beiden Weltkriege. Dafür gibt es Plätze in Städten und Dörfern. In Bremen liegt solch ein Ort hinter der Kunsthalle, auf der „Altmannshöhe“, inmitten einer Parklandschaft.

Der Bildhauer Ernst Gorsemann hat das „Ehrenmal“ im Auftrag der Nationalsozialisten erbaut. Eine rot geklinkerte Ringmauer, zu einer Seite offen, trägt auf der Innenseite die Namen von ca. 10.000 im ersten Weltkrieg gefallenen Bremer Soldaten; bis 1945 wurde an exponierter Stelle dreier vor 1933 umgekommener NSDAP-Mitglieder gedacht, eines der Felder der Mauer trägt die Namen der Gefallenen der Division Gerstenberg und des Freikorps Caspari, die an der Liquidierung der Räterepublik beteiligt waren. Eine Sockelplastik mit Mutter und Kind soll Sinnhaftigkeit des vielfachen Sterbens suggerieren und auf nachwachsende Kriegergenerationen verweisen.

Die „Altmannshöhe“ war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Ort, mit dem sich Friedensgruppen und AnwohnerIn

nen kritisch auseinandersetzten, es gab eine ganze Reihe von konkreten Umgestaltungsvor

schlägen. Spätestens ab Nikolaus sind die Toten aber wieder passe‘, alle Aktivitäten tropften an einer konfliktscheuen Bürokratie ab und verliefen im Sand. Denn es gibt in Bremen zahlreiche BürgerInnen, die den Entstehungszusammenhang des Kriegerdenkmals nicht sehen wollen, wie es auch solche gibt, denen genau dieser Kontext den Ort interessant macht.

In diesem Jahr ist es eine Gruppe von Bildhauern, die die Auseinandersetzung mit der „Altmannshöhe“ fortsetzen will. Günna Arera, Franz Isola, Gerd Pscheidl, Klaus Schiesewitz, Helmut Schwedhelm und Fritz Stein haben im Herbst 1988 ein DGB-Bildungsseminar „Denkmal - denk mal“ besucht und da heraus die Idee entwickelt, das historische Kriegerdenkmal mit einer „Gegen-Skulptur“ zu konfrontieren. Sie bauten ein Modell, das in Gitterstäben hängende Leiber symbolisiert; die Ausfüh

rung, so stellten sie sich vor, solle die Ringmauer verschließen und so das derzeit angebrachte Gitter, das die Anlage vor allerlei nächtlichen NutzerInnen schützen soll, ersetzen.

Der Initiativkreis weiß, daß ohne intensive Öffentlichkeitsarbeit sich an der „Altmannshöhe“ nichts ändert. So holte man sich beim Hausherrn der Bürgerschaft, Dr. Klink, die Erlaubnis, das Modell zwei Wochen lang im Eingangsbereich vorzustellen. Doch der Hausherr ist nicht ganz

Herr im Hause und hatte seine Rechnung ohne die CDU gemacht, deren altgedienter Mittelbänkler Wedige von der Schulenburg sich zum Fürsprecher der Entrüsteten und ungestört-trauern -Wollenden machte. Die Ausstellungserlaubnis wurde zurückgezogen, eine Zweitageausstellung im zweiten Stock der Bürgerschaft angeboten.

Der Initiativkreis ist sauer und sieht einen Wortbruch. Die Bürgerschaft ist wieder einmal (nach dem Verbot der Ausstellung eines palästinensischen Malers) nicht

der Ort, an dem man sich kontrovers über Kunst auseinandersetzen kann. Und die ungestörte Trauer der Traditionsverbände der Soldaten auf der Altmannshöhe, da steht der Initiativkreis für, ist auch dieses Jahr nicht gesichert. Burkhard Straßman

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