: 50 Mio. Häftlinge in China?
■ US-Bericht: Politische Gefangene in 5.000 Arbeitslagern / Haftstrafen für tibetische Mönche / Demonstrationen in Tibet
Peking/Washington( ap/dpa) - China hält nach Darstellung amerikanischer Experten in einem System von rund 5.000 Zwangsarbeitslagern etwa 50 Millionen Menschen aus politischen Gründen gefangen. Professor John Copper vom Rhodes College in Memphis sagte anläßlich der Vorstellung eines Buches über Menschenrechtsverletzungen in China, diese Zahl werde im Westen weniger zur Kenntnis genommen als die eine bis zwei Millionen Häftlinge im sowjetischen Lagersystem. China habe aber bei einer nur um das Vierfache größeren Bevölkerungszahl etwa die 50fache Zahl von Häftlingen im Vergleich mit der Sowjetunion.
Copper und zwei Wissenschaftler chinesischer Herkunft wiesen darauf hin, daß viele Zwangsarbeitslager als normale Fabriken getarnt seien. Ihre genaue Zahl sei deshalb schwer zu ermitteln, doch müßten die Häftlinge in Chemiefabriken, Erzgruben, Kohlebergwerken oder Kollektivfarmen ihre Strafe verbüßen. Viele Waren, die in den Westen importiert und dort gerne gekauft würden, stammten aus solchen Arbeitslagern.
Gleichzeitig wurde in Peking bekannt, daß fünf tibetische Mönche wegen ihrer Teilnahme an nationalistischen Demonstrationen in Lhasa (Tibet) zu jeweils dreijährigem Arbeitslager verurteilt worden sind. Die Strafe wurde ohne formelles Gerichtsverfahren verkündet. Ein weiterer Mönch wurde nach Angaben der 'Tibeter Tageszeitung‘ wegen seiner wiederholten Teilnahme an separatistischen Protesten in Lhasa verhaftet. Aus dem Bericht geht hervor, daß es trotz des im März 1989 über Lhasa verhängten Ausnahmezustands weiter zu Demonstrationen gegen die chinesische Vorherrschaft gekommen ist.
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