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Einmal eine Göttin sein

■ Zu sechs Jahre Knast wegen Veruntreuung von sechs Millionen Mark wurde gestern eine ehemalige Chefbuchhalterin verurteilt

Eine ehemalige Chefbuchhalterin ist gestern von einer Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts zu sechs Jahren Knast verurteilt worden. Von 1985 bis zu ihrer Festnahme im Februar hat die 38jährige Angeklagte in 111 Fällen Schecks der Firma bei Banken eingelöst und die Gelder für sich verwendet. Sie hat damit laut Urteilsbegründung ein luxuriöses Leben geführt. Aus einem starken Geltungsbedürfnis, aus dem Wunsch, „immer geliebt zu werden“, zeigte sich die Angeklagte spendabel gegenüber Bekannten und Verwandten. Ihrem Exfreund schenkte sie allein 1,4 Millionen Mark. Mehr als eine Million Mark wurden in Luxuslimousinen investiert, teure Reisen, Häuser in Berlin und bei Braunschweig, ein Campingplatz mit einer „Wagenburg“ von Wohnwagen wurden mit Firmengeldern „finanziert“. Insgesamt, so hatte es ein Sachverständiger formuliert, habe die Angeklagte ein Leben führen wollen wie ein Gott.

Die Firma, in der die Frau tätig war, habe sich schließlich aber, so die Anklage, in einer irrwitzigen Situation befunden. Trotz steigender Umsätze gingen die Erträge zurück. Weil jedoch nur die Buchhaltung innerhalb der Firma kontrolliert wurde und nicht die Bankbewegungen, konnte die Angeklagte über Barschecks jahrelang unentdeckt in die eigene Tasche wirtschaften. Der aufwendige Lebensstil der Frau hatte dennoch zu Mißtrauen geführt. Aufgeflogen ist die Angeklagte nach der Trennung von ihrem Exfreund. Sie hatte ihn bei der Steuerfahndung angezeigt, nachdem er ihr eine Quittung über ihre Geldgeschenke ausgestellt hatte. Daraufhin forschte das Finanzamt nach, wie sie selbst als Buchhalterin zu 1,4 Millionen Mark gekommen war.

dpa

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