: Gedächtniskirche geräumt
■ El Salvador-Soli-Gruppen mußten Gedächtniskirche nach zwei Tagen verlassen Räumung wurde mit Sammelaktionen für Waffen für El Salvador begründet
Die von Mitliedern der El Salvador-Solidaritätsgruppen besetzte Gedächtniskirche ist in der Nacht zu Dienstag von der Polizei geräumt worden. Wie berichtet, war die Kirche am Sonntag von rund 50 Personen aus „Protest gegen den erneuten Völkermord in EL Salvador“ besetzt worden. Der Gemeindekirchenrat hatte Montag abend Strafantrag wegen Hausfriedenbruchs gestellt. Die Besetzer wiesen in einer Presseerklärung darauf hin, daß das Räumungsbegehren für sie „völlig unvermittelt“ gekommen sei, da ihnen die Gemeindekirchenleitung angeboten hätte, die Besetzung in eine Mahnwache umzuwandeln.
„Noch während wir im Gespräch waren, um die Mahnwache inhaltlich mit Veranstaltungen, Fotoausstellung und Gottesdienst zu füllen“, so die Besetzer, „überraschte uns das gemeinsame Erscheinen der Gemeindekirchenleitung und massiver Polizeikräfte“. Das Verhalten des Kirchenrats sei „unfaßbar“, weil in den von der Arenaregierung in El Salvador gleichgeschalteten Radiosendern dazu aufgerufen worden sei, den Bischof der Lutherischen Kirche, Medadrdo Gomez, und den katholischen Erzbischof von San Salvador, Rivera y Damas, öffentlich hinzurichten: „Unser Bemühen in den zwei Tagen der Kirchenbesetzung war es, auf die Barbareien in El Salvador aufmerksam zu machen, um durch internationale Öffentlichkeit mögliche weitere Opfer der Massaker in El Salvador zu schützen“, heißt es weiter. Als „Lippenbekenntnis“ verurteilten die Besetzer die Pressererklärung des stellvertretenden Kirchenleitungsvorsitzenden Reihlen: Reihlen habe zwar das Unrecht in El Salavdor verurteilt und die Überzeugung vertreten, daß zwischenstaatliche Hilfe an El Salvador unter den gegebenen Umständen nicht vertretbar sei. Er habe diese Forderung aber weder an die Bundesregierung noch an die Gremien der Evangelischen Kirche in Deutschland gerichtet.
Der Pfarrer der Gedächtniskirche, Soppa, wies gestern den Vorwurf zurück, die Besetzer seien von der Kirchenleitung überrumpelt worden. Über eine Mahnwache sei zwar gesprochen worden, aber ein Sprecher der Besetzer habe bereits am Montag mittag erklärt, daß an eine solche „nicht zu denken“ sei. Die Räumung wurde von Soppa damit begründet, daß in der Kirche zur Geldsammlung für Waffen für El Salvador aufgerufen worden sei: Dafür habe man kein Verständnis. Soppa verwies darauf, daß die Morde in El Salvodor von der evangelischen Synode schon vor der Besetzung verurteilt worden seien und daß des Leidens des Volkes auch in der Fürbitte des gestrigen Gottesdienstes gedacht worden sei.
plu
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