: Nemidunam oder Knallklischee-Kimono
■ Sadato & Co sorgten für schrille Töne im Kairo
„Nemidunam“ ist persisch und bedeutet „weiß ich nicht“, und genau das würde ich antworten, wenn mich jemand fragen würde, wie der Sadato-Auftritt gewesen sei. Nicht, weil ich nicht dagewesen wäre, sondern weil ich nicht so recht weiß, was ich davon halten soll. Die Musik hat mir nämlich ganz gut gefallen, aber Sadato ging mir auf den Geist.
In den liner notes vom „Jazid„-Sampler des Bremer Strangeways-Label, auf dem Sadato auch mit einem Titel vertreten ist, wird der Sohn iranischer Eltern, der seit zehn Jahren in Tokio lebt, als „Enfant terrible“ der Tokioter Jazzszene beschrieben. Mit entsprechender, zugegeben etwas vager Erwartung, hatte ich mich nach Walle ins Kairo aufgemacht. Aber was hochtrabend, Assoziationen wie künstlerisch und avantgardistisch provozierend, als „Performance“ angekündigt war, entpuppte sich als staksig-dilettantische Bühnenshow. Klischeehafte Japan-Attitüden, wie Auftritt im Kimono und mit Samurai -Schwert, bedeutungsschwangere Textfetzen, theatralisch -aufgesetzte Provokations-Andeutungen, lenkten höchstens vom Spiel seiner Mitmusiker ab, zu denen auch Achim Gätjen von der „III.Art“ als Gast bei zwei Titeln auf die Bühne stieg.
Abgesehen von diesem Gewese, das leider viel zu sehr im Mittelpunkt stand, gefiel mir die Musik ganz gut. Makio Tada trommelte knallharte Punk/Rock-Rhythmen, zu denen Hideki Kato seinen E-Baß singen ließ, manchmal auch trockene Funklinien reinknallte. Auf dieser bro
delnden Grundlage ließ Rolf Kirschbaum alias „The Cook“ seine freeform-Gitarre aufheulen oder schrammelte rasend Trash-Riffs. In solchen Momenten paßte sich das mehrsprachige Geschrei Sadatos oder seine kurzen, eingängig -simplen Saxophonlinien gut ein.
Hätten diese kochenden Klänge im Zentrum gestanden, hätte es ein guter Auftritt sein können. So aber dominierten Sadatos Botschaften und ungelenk-alberne Mätzchen. Den meisten Anwesenden hat's allerdings gefallen, sie provozierten durch ihren Beifall sogar noch eine Zugabe. Arnaud
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