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„Glück in jedem Gesicht“

■ Berlin statt Cuxhaven: 60 Busse aus Westdeutschland verstärken den Linienverkehr / Die taz sprach mit einem Fahrer aus Cuxhaven

Die 1.000 Doppeldecker und 400 Flachbusse reichen nicht: Seit Öffnung der Mauer fahren für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zusätzlich 190 Berliner Reisebusse und 60 westdeutsche Linienbusse, und hinter den großen Lenkrädern sitzen nicht mehr nur Berliner Fahrer. 58 Kollegen sind aus München, Pinneberg, Aachen, Bielefeld, Paderborn und anderen Städten zum Aushelfen gekommen. Die taz sprach mit einem westdeutschen Busfahrer.

taz: Wo fahren Sie normalerweise Bus?

Dragan Kovacevic (40 Jahre): Normalerweise fahre ich in Cuxhaven Linienfahrt.

Bringt das Abwechslung, mal woanders Bus zu fahren?

Ja, das bringt Spaß.

Was ist anders in Berlin als in Cuxhaven?

Es ist viel anstrengender und viel schwerer für uns, denn Cuxhaven ist eine kleine und Berlin eine große Stadt. Hier fahre ich im Bus zehnmal mehr Leute. So viele haben wir in Cuxhaven gar nicht. Und der Bus ist voll - immer.

Haben Sie sich mit ihrem Bus schon verfahren?

Nein, die BVG hat uns die Routen gezeigt. Trotzdem kenne ich die Strecken nicht so gut wie zu Hause, und es macht mehr Mühe, auf dem richtigen Weg zu bleiben.

Wie wohnen Sie?

Bei Bekannten, ein Kollege von mir im Hotel „Avus“. Wir sind mit zehn Bussen gekommen.

Und Ihren Kollegen, bringt es denen auch Spaß?

Viele Kollegen sagen: „Soviel Spaß haben wir mit den Leuten aus der DDR, in jedem Gesicht sehen wir Glück.“ Das macht uns selber ganz glücklich.

Was sagt denn Ihre Familie, wenn Sie die ganze Zeit über hier in Berlin sind?

Ich komme aus Jugoslawien, aus Belgrad. Ich weiß, was eine große Stadt ist. Aber meine Frau versteht mich nicht, die wollte in Cuxhaven bleiben.

Wie lange werden sie in Berlin fahren?

Bis auf weiteres. Wir wissen es nicht.

Und wie lange wollen Sie?

Och, mir bringt es Spaß.

Interview: diak

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