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„Die Diskriminierung eines Frauenberufs“

■ Tarifstreit um die städtischen Kindertagesstätten: Der Senat inklusive Frauensenatorin Klein sitzt weiter aus, die Gewerkschaften drohen nach Warnstreiks jetzt mit einem vollen Arbeitskampf / Ultimatum läuft noch bis Donnerstag

Der Kita-Tarifkonflikt zwischen den Gewerkschaften und dem Senat spitzt sich weiter zu. Nach dem gestrigen Warnstreik von 3.000 ErzieherInnen in fast allen städtischen Kitas haben ÖTV und GEW dem Senat nun ein Ultimatum bis zum Donnerstag gesetzt, um an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Lenkt der Senat nicht ein, droht der Totalstreik. Die taz sprach mit ÖTV-Sprecher Werner Ruhnke.

taz:Was passiert, wenn der Senat jetzt nicht weiterverhandelt?

Ruhnke: ÖTV und GEW werden ihre Mitglieder Anfang Dezember zur Urabstimmung über einen Arbeitskampf auffordern. Wir sind ziemlich sicher, daß es dann auch zu einem Streik kommen wird. Gestreikt werden würde dann vom 11. bis 15. Dezember.

Warum sind Sie so sicher?

Wir sind zuversichtlich, weil die Warnstreiks gut gelaufen sind, sehr viel besser, als wir erwartet hatten. Obwohl das Thema in der Öffentlichkeit wegen der gesamtpolitischen Rahmenbedingungen ziemlich in den Hintergrund geraten ist.

Um was geht es denn genau in dem umstrittenen Zusatztarifvertrag?

Es geht um die Personalbemessung in den Kitas und nicht, wie man fälschlicherweise vermuten könnte, um kürzere Arbeitszeit oder mehr Geld. Mehr Erzieher pro Kindergruppe sollen eine vernünftige pädagogiosche Betreung in den Kitas gewährleisten. Neben Anhebung des Personalschlüssels geht es aber auch um eine bessere Fortbildung für die ErzieherInnen.

Der Senat lehnt den Tarifvertrag ab, weil er nicht finanzierbar sein soll. Außerdem hätten die 10.000 neuen Kita Plätze-Priorität.

Wir haben vor Verhandlungsabbruch eine kostenneutrale Lösung vorgeschlagen, auf der nur stufenweise Verbesserungen eingeführt werden sollen. Den meisten ErzieherInnen ist die prekäre Finanzlage durchaus klar. Die neuen Plätze stehen zum Tarifvertrag nicht im Widerspruch. Gerade weil der Senat angekündigt hat, wegen der vielen Aus- und Übersiedlerkinder auch „unpopuläre Maßnahmen“ zu ergreifen und die Kinder noch in die bestehenden Gruppen reinzuquetschen, sind die ErzieherInnen so wach geworden.

Wie haben die Eltern auf die Streiks reagiert?

Selbstverständlich sind viele erstmal erschrocken und sauer, wenn sie vor dem Problem stehen, ihre Kinder anderweitig unterbringen zu müssen. Bei unserem extra eingerichteten Nottelefon sind aber Beschwerdeanrufe nicht eingegangen. Wir stellen eher eine große Solidarität mit den ErzieherInnen fest.

Was kommt momentan vom Senat?

Nur die immer schon vorgetragenen Argumente. Bei aller Einsicht in die Überlastungen, denen der Senat momentan durch die neue politische Situation ausgesetzt ist, glaube ich, die nehmen den Kita-Bereich nicht ernst. Weil das ein Bereich ist, in dem überwiegend Frauen arbeiten. Das ist die Diskriminierung eines Frauenberufs. Sogar die Frauensenatorin Klein stellt sich hin und sagt, sie sei für die Forderungen der ErzieherInnen, könne sich aber nicht im Senat durchsetzen. Aber so kommt sie nicht mit reiner Weste davon, das ist lachhaft. Der Senat denkt, irgendwann werden sich die Aggressionen schon gegen die ErzieherInnen selbst und gegen die Gewerkschaften richten, das bräuchten sie nur so auszusitzen. Aber ich bin sicher, daß sich der Senat da schwerwiegend verkalkuliert.

Interview: kotte

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