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Signal aus Moskau

■ Mazowieckis Besuch bei Gorbatschow: Ende kommunistischer Hegemonie in Osteuropa

Für Polen ist Mazowieckis Moskau-Besuch selbst schon dann ein Erfolg, wenn es Mazowiecki nicht gelungen sein sollte, auch nur ein einziges der anstehenden bilateralen Probleme vorwärtszubringen. Ganz einfach deshalb, weil der Besuch überhaupt zustandekam. Jahrelang hatte Polens demokratische Opposition aus dem Untergrund heraus darüber theoretisiert, daß die Sowjetunion, wenn ihr an einem stabilen Polen gelegen sei, sich nicht nur mit der PVAP verständigen könne. Über vierzig Jahre lang waren die Beziehungen zwischen der UdSSR und Polen eine Funktion der Beziehungen KPdSU/PVAP. Das ist nun vorbei. Unwidersprochen konnte Mazowiecki in Moskau sagen, er anerkenne die Bedeutung der zwischenparteilichen Kontakte, an erster Stelle stünden jetzt jedoch die Beziehungen zwischen den Regierungen.

Bereits vor einigen Wochen hat die KPdSU konsequenterweise auch den ehemaligen PVAP-Verbündeten Vereinigte Bauernpartei und Demokratische Partei besondere Parteibeziehungen angeboten. Dies und die Tatsache, daß der Nichtkommunist Mazowiecki von der KPdSU-Führung ohne Vorbehalte anerkannt wird, hat immense Bedeutung weit über Polen hinaus. Es signalisiert nach Prag, Ost-Berlin und Budapest, daß auch die letzte Rechtfertigung der kommunistischen Parteien, unbedingt an der Macht zu bleiben, weggefallen ist: Auch zur Erhaltung der außenpolitischen Stabilität werden sie nicht mehr gebraucht. Unter einer Bedingung: Die Lage muß berechenbar bleiben.

In Moskau, so berichtet die polnische Presse, sei man über die zunehmend unsicherere Lage in der DDR und der CSSR besorgt. Ein Grund mehr, für Gorbatschow Mazowiecki Erfolg zu wünschen. Er hat erkannt, daß ein stabiles Polen für die UdSSR wichtiger ist als ein kommunistisches Polen.

Klaus Bachmann

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