: Cristiani bricht Beziehungen zu Nicaragua ab
■ Die salvadorianische Regierung sieht ihren Verdacht gegen Nicaragua bestätigt / Daniel Ortega bestreitet jede militärische Unterstützung
San Salvador (afp/dpa/ap) - El Salvador hat seine diplomatischen Beziehungen zu Nicaragua abgebrochen. Staatspräsident Alfredo Cristiani begründete das am Sonntag damit, daß sich das Nachbarland in den Bürgerkrieg El Salvadors eingemischt hätte. Zuvor hatte die Armee bekanntgegeben, zwei nicaraguanische Flugzeuge mit Waffenlieferungen für die FMLN seien abgestürzt. Nicaraguas Präsident Daniel Ortega bestritt das.
Eine angeblich aus Nicaragua stammende Cessna zerschellte am Samstag beim Anflug auf eine geheime Landepiste im Osten der Stadt San Miguel. Nach Darstellung der salvadorianischen Armee kamen bei dem Absturz drei der vier Insassen ums Leben, der vierte habe sich selbst erschossen. Die Maschine soll sowjetische Raketen und Panzerabwehrwaffen geladen haben. Das zweite Flugzeug wurde auf einem Flughafen 70 Kilometer östlich von San Salvador gefunden. Es war offenbar wegen technischen Versagens vernichtet worden.
Cristiani sah sich nun in dem langgehegten Verdacht bestätigt, daß die salvadorianische Guerilla Waffenhilfe von Nicaragua erhalte. Er kündigte an, auch die wirtschaftlichen Beziehungen zu Nicaragua abzubrechen. Zudem werde er eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates beantragen, die sich mit der Verwicklung Nicaraguas in den salvadorianischen Bürgerkrieg befassen soll. Seine Teilnahme an dem für Anfang Dezember in Managua geplanten Treffen der mittelamerikanischen Präsidenten sagte er ab.
Der nicaraguanischen Außenminister Miguel D'Escoto betonte die schwerwiegenden Konsequenzen, die Cristianis Entscheidung für den Friedensprozeß in Mittelamerika habe. Nicaraguas Präsident Ortega reagierte unterdessen auf einer Wahlveranstaltung „erfreut“ auf die Maßnahme El Salvadors, das nach seinen Worten von „Mördern und Verbrechern“ regiert werde. Für ihn sei es ein Gewissenskonflikt gewesen, in Managua einen Mann zu empfangen, der für die Ermordung so vieler Wehrloser verantwortlich sei. Er forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, ihre Beziehungen zu El Salvador abzubrechen, solange der Mord an den Jesuitenpatres nicht geklärt sei. Zugleich bekräftigte Ortega seine Entschlossenheit, am Friedensvertrag von Esquipulas festzuhalten.
In San Salvador nahm die Polizei die 25jährige US-Bürgerin Jenniffer Casolo, die in einer Menschenrechtsorganisation arbeitet, und zwei Salvadorianer fest.
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