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K O M M E N T A R Rache oder Rechte

■ Ostertoreinsatz - eine Bewährungsprobe für Polizeichef

Ein Lehrstück der Demokratie war der Polizeieinsatz im Ostertor fürwahr. Mal am eigenen Leibe das Gefühl der Ohnmacht zu spüren, die kleinliche Schikane und hämische Willkür, das Hohngelächter und widerliche Feixen, mit dem die Revierbeamten den festgenommenen 15- bis 18jährigen so richtig zeigten, wo's lang geht. Das ist Unterricht, wie ihn das Leben schreibt. Rache geht vor Rechte, das ist klar und gipfelt in dem Polizeifunkspruch: „Wir nehmen erstmal alles, was wir kriegen können.“ Nicht Tatverdacht ist Jagdmotiv, sondern die Abrechnung mit denen, die anders sind.

Gehen wir mal davon aus, daß nicht der gesamte Polizeiapparat solch rüden Methoden applaudiert. Daß die Grundstimmung, die sich hier offenbart, nicht von allen Polizisten geteilt wird. Dann dürfen wir erwarten, daß Corpsgeist und Männerbündelei unter den Beamten der Kampf von oben und unten angesagt wird. Dann wollen wir vom Innensenator und vom Polizeipräsidenten wissen, ob SEK- und MEK-Beamte beteiligt waren, wie die Verantwortlichen für diese eklatante Mißachtung verbriefter Rechte zur Rechenschaft gezogen werden. Solange heißt es, Gerechtigkeit nicht mit Justiz zu verwechseln.

Andreas Hoetzel

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