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DFB soll Randale bezahlen

NRW-Polzeigewerkschafter wehren sich gegen Stadioneinsätze  ■  Von Bettina Markmeyer

Düsseldorf (taz) - Gewalttätige Fußballfans werden zunehmend zum Problem für die Polizei. Der nordrhein-westfälische Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Klaus Steffenhagen, beschuldigte gestern in Düsseldorf den DFB, sich aus „Mitverantwortung für die Eskalation der Gewalt rund um den Fußballsport“ zu stehlen.

Etwa 150.000 Fans besuchen pro Woche die Stadien. Unter ihnen eine wachsende Zahl Hooligans, die „Randale“ anzetteln. Nach Erkenntnissen der GdP-Arbeitsgruppe „Sport und Gewalt“ bekriegen sich die Fans verschiedener Mannschaften nicht nur gegenseitig, sondern greifen auch PassantInnen an. Schlägereien verlagern sich aus den abgesicherten Stadien in die Städte. Hooligans werden dadurch unberechenbarer, die Polizei beschlagnahmt mehr und gefährlichere Waffen als früher. Um den Kontrollen zu entgehen, vergraben Fans Schlagstöcke und Leuchtraketen schon vor den Spielen in der Nähe der Stadien. Hooligans verschiedener Vereine bilden Koalitionen, um gegen andere zu kämpfen, und reisen dazu quer durch die BRD. Sie gruppieren sich neuerdings auch um Vereine der zweiten Liga.

Festgestellt haben will die Arbeitsgruppe auch, daß sich an diesem Freizeitkrieg männlicher Jugendlicher in zunehmendem Maße Frauen beteiligen. Hooligans, so die GdP-Arbeitsgruppe, kommen aus allen Schichten, fallen äußerlich kaum auf. Alkohol spielt keine wesentliche Rolle, da die Fans nach eigenen Angaben für ihre Gewalteinsätze „fit“ sein wollen.

100 PolizistInnen sind bei einem durchschnittlichen Spiel im Einsatz, bei Spitzenspielen bis zu 400. In der Saison 1988/89 hat die nordrhein-westfälische Polizei 240.000 Arbeitsstunden für Spiele der ersten und zweiten Liga abgeleistet.

Dringend, so Klaus Steffenhagen, müßten die Vereine ihre Fans enger anbinden, die Fußballer selbst sollten mit ihnen reden. Gewalttätige Anhänger dürften nicht länger „als reine Geldbeschaffer“ für das Wirtschaftsunternehmen Fußballverein in Anspruch genommen, die Kosten aber der Öffentlichkeit überlassen werden. Seien die Vereine nicht in der Lage, mit den Fans zu arbeiten, müßten dies die Kommunen tun, dafür solle aber der DFB bezahlen. Steffenhagen forderte von den Vereinen auch mehr und qualifiziertere Ordnungskräfte. PolizistInnen, so habe ihm ein Kollege gesagt „wollen nicht länger die Prügel einstecken, während die Herren vom DFB auf der Tribüne Sekt schlürfen“.

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