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In Ost und West der gleiche Smog

■ Entsprechende Warnstufe gestern in beiden Stadthälften ausgerufen / Wetterfrösche sagen bis Sonntag noch mehr Schadstoffe voraus

Noch nach der alten Smogverordnung mußte die Umweltverwaltung gestern mittag um 12 Uhr zum ersten Mal in diesem Jahr die Vorwarnstufe ausrufen. An gleich fünf Meßstellen in der Stadt waren die registrierten Schwefeldioxid-Halbstundenwerte über die Auslöseschwelle von 0,6 Milligramm pro Kubikmeter Luft geklettert. Dadurch lag der gemittelte Schadstoffindex bei 111 Prozent des Vorwarnstufenwertes. Die höchste Schwefeldioxidkonzentration wurde aus Tiergarten gemeldet: 0,785 mg/m3. Für Wedding ergaben sich Werte von 0,750 und 0,617, in Schöneberg waren es noch 0,654 und an der Stadtautobahn am ICC 0,602.

Bereits eine halbe Stunde früher als bei uns, verkündete Ost-Berlin erstmals die analoge Smog-„Informationsstufe“. Sie ist Bestandteil der Anfang November verabschiedeten Smogverordnung. Der dort ebenfalls maßgebliche Schwefeldioxid-Grenzwert von 0,6 Milligramm war im Vergleich zu West-Berlin nicht nur leicht, sondern satt überschritten. Gegen 11.30 Uhr hatten die Meßtechniker auf ihren Monitoren folgende SO2-Konzentrationen abgelesen: Am Meßpunkt Berlin -Mitte 1,18 Milligramm, im Bezirk Prenzlauer Berg 1,14; in Friedrichshain 1,10, in Marzahn 1,09 und in Köpenick 0,51.

Besorgt über die windschwache Hochdruckwetterlage, wollte man gestern weder in West- noch in Ost-Berlin ausschließen, daß noch am selben Tag die nächsthöhere Smog-Stufe 1 ausgerufen werden müßte.

Schuld wäre das sich derzeit von Schottland über die Nordsee bis nach Südosteuropa ersteckende Hoch namens „Zerberus“. Es verhindert, daß warme Dreckluft gen Himmel abziehen kann. Da sich der Schwerpunkt des Hochs etwas nach Südosten verlagert, die Winde aber weiter aus süd- bis südöstlicher Richtung wehen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Transports von Schadstoffen. Derzeit sei aber alles „Berliner Eigenproduktion“ und komme nicht aus dem sächsischen Industriegebiet, so der diensthabende Meteorologe Paul Schlaak. Unterdessen appellierte die Umweltsenatorin an die West-BerlinerInnen, die Heizungsanlagen an den Arbeitsplätzen so zu drosseln, daß eine Raumtemperatur von 18%% nicht überschritten wird. Weiter bat sie eindringlich, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.

In Ost-Berlin sei zunächst bei der Bezirkshygieneinspektion „erhöhte Meßbereitschaft“ angeordnet worden, erläuterte der Abteilungsleiter für Umweltschutz beim Magistrat, Strüwer. Auch habe man ebenfalls dazu aufgerufen, sparsam mit Wärme und Elektroenergie umzugehen. Selbst die Ausrufung der Smog -Alarmstufe 1 werde für die Ost-Berliner Kraftwerke indes „erstmal nicht“ Konsequenzen haben.

thok

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