Laterza bleibt autonom

Roms Intellektuellenwelt atmet auf: erhalten bleibt ihr eines ihrer Lieblingsspielzeuge, der Verlag Laterza mit Sitz in Bari und Rom, das Haus, in dem nicht nur die großkalibrigen italienischen Philosophen und Geisteswissenschaftler von Croce bis Garin erscheinen, sondern das die Italiener auch mit den wichtigsten ausländischen Wissenschaftlern bekannt gemacht hat, von Le Goff bis zur Frankfurter Schule.

Erhalten bleibt der Verlag im Sinne voller Autonomie von anderen Medienunternehmen - das letzte international angesehene Verlagshaus in Familienbesitz muß nicht unter das Dach der Mediengiganten wie Mondarori (seinerseits längst im Besitz von Olivetti-Hersteller Carlo De Benedetti) oder Rizzoli (Fiat-Agnelli). Nachdem in den letzten Wochen die Verkaufsabsicht von zweien der vier Lazerta-Gesellschafter (Cousins der Verlagsleiter Vito und Paolo Laterza) nicht nur große Kaufangebote (das letzte von Mondadori lag bei 26 Millionen Mark für die freiwerdenden 59 Prozent), sondern auch Nichtverkaufsappelle von mehr als 400 Dichtern und Denkern, von Politikern aller Couleur und sogar einigen Bankmenschen mit ästhetischem Fühlen hervorgerufen hatte, haben Vito und Paolo nun die Summe selbst aufgebracht.

Selbstverständlich nicht aus der Westentasche - geholfen hat mit einem satten Kredit die Cassa di risparmio delle provincie lombarde, kurz Cariplo. Die Frage, ob man mit der nunmehrigen Abhängigkeit von der Cariplo - deren Leitung dem traditionellen Machtspiel der Regierungsparteien in Rom unterworfen ist, derzeit herrscht dort ein Christdemokrat nicht nur den Teufel getauscht hat, ist auch den jetzigen nominellen Alleinbesitzern des Verlags nicht so ganz klar. Auf absehbare Zeit wollen die Laterzas (so die Erklärung zum Abschluß der Aktion „Rettet Laterza“) entweder einen Bankenpool für sich interessieren oder, wenn die Umsätze gut laufen, die Kredite schnellstens zurückzahlen. Dafür stehen die Aussichten bei dem notorisch am Nullgewinn entlangschlurfenden Unternehmen freilich nicht gut.

Werner Raith