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Musikalischer Vaterkult

■ „Femi Anikulapo Kuti“ im Modernes: getrommelte Politik

Die Männer in unterschiedlich gescheckten, grün-weißen Gewändern, die Frauen in zweiteiligen Kleidern, weißes Gitter auf Schwarz, rote Bändchen um die Hüften uniformiert zogen die 13 MusikerInnen von Femi Anikulapo Kuti vor ihrem Publikum auf, um sogleich unter Verausgabung aller Körperkräfte auf höchstem Energielevel loszulegen. Oh Gott, dachte ich, das kann nur schiefgehen: der nicht ganz volle Saal und die Angefrorenheit der ZuhörerInnen stehen in zu großem Gegensatz zum Geschehen auf der Bühne.

Allen Mitmachanimationen zum Trotz löste sich die Stimmung nur langsam. Es heißt ja, durch Melodie und Rhythmus könnten Völker sich über ihre (Sprach-)Grenzen hinweg miteinander verständigen; doch hier war es das Erfassen eines politischen Motivs, das schließlich die Herzen für die Musik öffnete. Femi und seine Gruppe hatten die Mai-Massaker an den Studenten Nigerias mit Klang und Panto

mime dargestellt.

Überhaupt drehten sich fast alle Texte um Politik. Femis Stimme klang präzise, erbittert, oft agitatorisch. Selbst die Klänge schienen unter dem Eindruck der Ereignisse dieses Jahres nur das Scharfe zu kennen: Trommeln und Kongas ebenso wie die mal fanfarenhaften, mal traditionell jazzigen Bläsereinsätze. Erstaunlich, wie das mit den erregenden Bewegungen der Sängerinnen und Perkussionistinnen verschmelzen konnte. Für uns und sich selbst hatte die Band immer noch ein Lächeln.

Nach den Tosh-, Marley-und Makeba-Kindern wird bei den Kutis ebenfalls der musikalische Faden in der Familie weitergesponnen. Stil und Arrangement der Stücke bewegen sich völlig in der Tradition des Vaters Fela Anikulapo Kuti. Abgesehen von der fehlenden Narbe gleicht er ihm nicht nur äußerlich sehr, und auch die beiden Schwestern waren gut als Kutis zu erkennen. Klemens Alf

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