piwik no script img

Durchhalteparolen in Manila

■ Philippinische Rebellen harren auf verlorenem Posten aus / Aquino dementiert Pläne für Kriegsrecht / Oppositioneller Vizepräsident Laurel fordert Rücktritt der Regierung

Manila (afp/taz) - Auch vier Tage nach dem gescheiterten Militärputschversuch auf den Philippinen harrten die Rebellen am Dienstag weiter auf ihren beiden letzten Posten im Geschäftsviertel Makati in Manila und auf dem Luftwaffenstützpunkt Mactan in der Provinz Cebu aus. 400 aufständische Elitesoldaten hielten mit Heckenschützenfeuer die zahlenmäßig überlegenen Regierungstruppen in Schach. Die Rebellen hatten sich dort in Hotels und Hochhäusern verschanzt und feuerten von Dächern und aus Fenstern.

Etwa 3.000 Ausländer, darunter Deutsche, Amerikaner, Engländer, Japaner und Franzosen, und 1.500 Filipinos waren in dem Viertel von den Gefechten eingeschlossen. Die Rebellen stimmten am Dienstag grundsätzlich einer Evakuierung der Ausländer zu, die Verhandlungen darüber wurden jedoch bei Sonnenuntergang durch erneut ausbrechendes Feuer unterbrochen. Nach Angaben des Roten Kreuzes stieg die Zahl der Opfer des gescheiterten Putschversuches am Dienstag auf 74 Tote und 550 Verletzte. Präsidentin Corazon Aquino dementierte am Dienstag einen Pressebericht, wonach sie vorhabe, zur endgültigen Niederschlagung des Putsches das Kriegsrecht zu verhängen.

Die Putschführer gaben am Dienstag weitere Durchhalteparolen aus. Oberst Gregorio Honasan, der als Hintermann dieses sechsten Putschversuchs gegen Aquino gilt, forderte die Regierung in einem Kommunique zum Rücktritt auf. „Wir können nicht mit dem gegenwärtigen System weiterleben, in dem die politische, wirtschaftliche und moralische Substanz des Landes langsam und bewußt von dem Aquino-Regime mit Unterstützung der US-Imperialisten zerstört wird“, hieß es unter Anspielung auf die US-Hilfe für Aquino. Als Drahtzieher des Putsches gelten neben Honasan auch General Eduardo Abenina und die Reform-Bewegung der Streitkräfte (RAM), die dem früheren Verteidigungsminister und jetzigen oppositionellen Senator Juan Ponce Enrile nahesteht.

Mit einem Vorschlag eigener Art tat sich Vizepräsident Salvador Laurel hervor. Er forderte Aquino auf, gemeinsam mit ihm zurückzutreten - und bot sich selbst als Vermittler zwischen Regierung und Rebellen an. Laurel war erst am Dienstag wieder in Manila eingetroffen, nachdem er sich während des Putsches in London und Hongkong aufgehalten hatte. Laurel dementierte jede Beteiligung an dem Aufstand. Am Montag hatten zahlreiche Lokalpolitiker seine Absetzung gefordert, da sie ihn der Beteiligung an dem Putschversuch verdächtigen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen