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„Bratislava unterstützen

■ Offener Brief an die Bremer SPD

Ihre Unterstützung für die nun frei reisenden Menschen in der Partnerstadt Rostock, die Einladung durch eine Zeitungsanzeige dort, das Organisieren der Betten, das Öffnen der Bremer Konsumwelt für die Rostocker - gut, alles okay: praktizierte Städtepartnerschaft zwischen StadtbewohnerInnen dort und hier. Aber war's nicht ein bißchen spät, sich nach der gewonnenen Schlacht (Gott sei Dank ohne Blutvergießen) einzuschalten und sich auf die Seite der Gewinner zu schlagen? Es riecht doch ein weinig nach Opportunismus. Zumindest ist's einfach, risikolos, wohlfei, sich auf den fahrenden Zug zu schwingen, in diesem Fall auf die rollende Trabbi-Karawane auf ihrer Einkaufs-und Erkundungstour.

Daraus die Aufforderung: rücken Sie noch diese Woche in die Tageszeitung unserer Partnerstadt Bratislava eine Anzeige der Solidarität mit der Oppositionsbewegung in der Tschechoslowakei ein! Was not tut: im Kampf um Befreiung sich einzumischen, die Opposition zu stärken. Was überflüssig ist: dem Jubel der Sieger noch einen Verstärker zu geben. Was sich ganz und gar verbietet: sich den befreiten Menschen - direkt-plump oder raffiniert - mit Ratschlägen, Geldangeboten und Konsumanreizen aufzudrängen.

Also, Bremer SPD: bezieht offen und öffentlich einen politischen Standpunkt für die Opposition in Bratislava und tretet ein bißchen kürzer beim Tourismus und bei der Einkaufsfahrt der Rostocker.

Michael Hofmann

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