piwik no script img

Schuldspruch für Miami-Polizisten

■ Zwei Schwarze im Januar bei Verkehrskontrolle getötet / Urteil verhindert neue Unruhen

Berlin (taz) - Ein Gericht in Miami hat am Donnerstag einen Polizisten für schuldig befunden, im Januar 1989 zwei Schwarze getötet zu haben. Der aus Kolumbien stammende Polizist William Lozano (31) hatte den 23jährigen Motorradfahrer Clement Lloyd mit einem Kopfschuß getötet, weil dieser sich einer Verkehrskontrolle entziehen wollte. Sein Beifahrer, der 24jährige Allan Blanchard, war am nächsten Tag den Verletzungen erlegen, die er sich durch das Umkippen des Motorrades zugezogen hatte. Der Vorfall hatte dreitägige schwere Unruhen in den Schwarzenvierteln Overtown und Liberty City ausgelöst. Der Verteidiger des Polizisten hatte auf Selbstverteidigung plädiert. Die Urteilshöhe für den zweimaligen Totschlag soll am 24. Januar verkündet werden.

Das Urteil im überfüllten Gerichtssaal war mit großer Spannung erwartet worden. Hätte es einen Freispruch gegeben, es wäre mit großer Wahrscheinlichkeit zu neuen Unruhen in den Schwarzenvierteln gekommen. Statt dessen wurde der Schuldspruch in Overtown und Liberty City mit Erleichterung aufgenommen. Seit Miami im US-Bundesstaat Florida zum Sammelbecken lateinamerikanischer EmigrantInnen wurde, wuchsen die Spannungen zwischen „Hispanics“ und der schwarzen Minderheit, die sich zunehmend benachteiligt fühlt, da den mittlerweile einer Million kubanischen, haitianischen und auch nicaraguanischen Flüchtlingen größere staatliche Hilfe zukommt. Die ethnischen Spannungen entluden sich zuerst 1980, als mehrere Polizisten von einer weißen Jury vom Mordvorwurf freigesprochen wurden. Sie hatten einen schwarzen Motorradfahrer zu Tode geprügelt. 1982 gab es tagelange Straßenschlachten in Overtown, weil ein Hispanic -Polizist einen Schwarzen erschossen hatte. Der Polizist war zwei Jahre später von einer weißen Jury freigesprochen worden. Dieses Mal konnte die Gewalt-Gewalt-Spirale durchbrochen werden. Die Jury war mit zwei Schwarzen, einem Hispanic und drei Weißen besetzt worden.

AS

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen