: Kulturelle Wiedervereinigung in Berlin
West-Berlins Kultursenatorin Martiny und DDR-Kulturminister Keller verabreden Zusammenarbeit ■ Aus West-Berlin Gabriele Riedle
Wenn im Jahr 1991 die Westberliner Philharmonie zur Asbestsanierung für 13 Monate geschlossen wird, weichen die dann heimatlosen Berliner Philharmoniker unter anderem zu neun Doppelkonzerten ins Ostberliner Schauspielhaus aus. Darauf haben sich am Donnerstag die Westberliner Kultursenatorin Anke Martiny (SPD) und der DDR -Kulturminister Dietmar Keller bei einem Treffen geeinigt. Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Punkte vereinbart, in denen der Kulturaustausch in der Region Berlin-Potsdam konkret intensiviert werden soll. Im Bereich Film sollen nicht nur die Filme der Berlinale auch im Ostteil der Stadt gezeigt werden, man wolle sich vielmehr auch gemeinsam darum bemühen, 1991 die Verleihung des Europäischen Filmpreises statt wie vorgesehen in Madrid in Ost-Berlin stattfinden zu lassen.
Schon in diesem Frühjahr sollen sich die Berliner und Potsdamer Museumsdirektoren treffen, um längerfristige Ausstellungskonzepte zu entwickeln und Dopplungen zu vermeiden. Ganz allgemein regte Keller die Einrichtung eines „regionalen Kulturforums“ für den Raum Berlin-Potsdam an, in dem sich schon demnächst Repräsentanten aus den verschiedenen kulturellen Einrichtungen sowie aus Politik und Verwaltung aus Ost und West treffen sollen.
Spektakulär ist das Einverständnis, das Martiny und Keller hinsichtlich der Betrachtung des an der Mauer im Westen gelegenen Geländes, auf dem früher die Gestapo-Zentrale gestanden hatte, als Gesamtberliner Vermächtnis erzielt haben. Und daß man gerade auch von DDR-Seite die Mauer als integralen Bestandteil des Geländes betrachtet und diese auch beim in Planung befindlichen gestalterischen Umgang mit der Gedenkstätte mit einbeziehen müsse, ist wohl wirklich als revolutionär zu bezeichnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen