Abgas-Wolken der Trabi sind „sehr bedenklich“

■ Die Stadt Lübeck legt jetzt erste Meßergebnisse über krebserregendes Benzol aus den Auspufftöpfen der DDR-Autos vor

Lübeck/Berlin (dpa/taz) - Die graublauen, übelriechenden Wolken aus den Auspufftöpfen der Trabis und Wartburgs aus der DDR enthalten alarmierende Konzentrationen des krebserregenden Benzols und anderer Schadstoffe. Dies bestätigte jetzt ein erstes Meßergebnis aus dem grenznahen Lübecker Stadtteil Schlutup. 72 Mikrogramm Benzol pro Kubikmeter Luft wurden im November in der Schlutuper Luft festgestellt. Die Belastung an stark befahrenen Kreuzungen in der Bundesrepublik liegt laut Umweltbundesamt nicht über zehn bis 15 Mikrogramm. Problematisch sind auch die Kohlenwasserstoffe in den Abgasen der DDR-Autos. Nur bei den Stickoxiden werden niedrige Werte gemessen. Lübecks Umweltsenator nannte die gemessenen Schadstoffkonzentrationen „sehr bedenklich“, und auch die Kreisgruppe Lübeck des Bundes Natur und Umweltschutz warnte inzwischen vor den Benzolwerten.

„Wir können nicht sagen: Weil uns das alles nicht paßt, sperren wir die Innenstadt“, wehrte sich der Umweltsenator der Hansestadt gleichzeitig gegen radikale Maßnahmen. Einige seiner Bürger sind da anderer Meinung: Sie haben jetzt die Gerichte angerufen, um sich gegen den Bau eines rund 25.000 Quadratmeter großen Parkplatzes für 800 Autos von DDR -Besuchern zu wehren - die erste Bürger-Initiative gegen Trabi-Wolken.

Die DDR-Autos waren im September vom Bundesverkehrsministerium von den Abgasvorschriften befreit worden. Bisher blieb auch das Umweltbundesamt noch zurückhaltend. Dort wird allerdings inzwischen überlegt, ob man die Auspuffgase durch eine „Nachrüstung“ unschädlich machen kann. Dazu müssen noch die technischen Möglichkeiten ausgelotet werden. „Wichtig ist eine optimale Wartung der Fahrzeuge“, sagt Norbert Gorißen vom Fachgebiet Luftreinhaltung. Denkbar sei auch ein verdünnteres Öl -Benzingemisch von 1:50. Gegenwärtig fahren die Trabis mit einem Teil Öl auf 33 Teile Benzin.

Auch das Berliner Amt für Stadtentwicklung mißt jetzt die Trabi-Abgase. Im Vergleich mit Otto-Motoren ohne Kat pustet der Trabi dabei etwa zehnmal soviel Benzol in die Berliner Luft. Während der Otto-Motor ein zehntel Gramm Benzol pro Kilometer in die Luft jagt, ist es beim Trabi vermutlich ein ganzes Gramm.

Schleswig-Holsteins Umweltminister Berndt Heydemann sagte am Wochenende, das Abgas-Problem lasse sich langfristig nur durch ein Technikangebot zu erschwinglichen Preisen in der DDR lösen. Und: „Die Krebsgefährdung ist drüben genauso gegeben wie hier.“